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Eine Bö macht noch keinen Sturm …

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aber wenn die Böen stetig kommen und vielleicht noch etwas heftiger werden, nennt man es Sturm. Der VAT Verlag schickt Amazon eine erste Bö. Ich will hier gar nicht erst den Moral-Apostel spielen. Rechts am Rand rufe ich Euch auf, bei Amazon zu kaufen, um mir bescheidene 5% Verkaufsprovision zu sichern. Und ich gebe auch offen zu, dass unseren Haushalt ein Päckchen von Amazon erreicht hat.

Und wenn wir mal ehrlich sind, fanden wir es doch auch toll, dass wir noch am 23.12. ein Geschenk schnell bei Amazon aussuchen konnten, was uns dann eine Stunde später der Postbote in den Briefkasten getragen hat. Ich habe die Dokumentation natürlich auch gesehen und war auch ziemlich entsetzt, wenn auch nicht wirklich überrascht.

Ich frage mich, wie lange die Empörung andauert. Auf der Käuferseite. Und auch, wie viele Hersteller sich überlegen, ob sie ihr Engagement bei Amazon wirklich herunterfahren wollen. Denn eins muss schon klar sein, die bewegen eine Menge Ware. Und wir haben ja selbst in den letzten Jahren ganz heftig mit unserem Einkaufsverhalten dazu beigetragen, dass der Fachhandel nur noch in echten Nischen gut funktioniert. Der Fall Amazon ist wirklich eine schönes Spiegelbild unserer Gesellschaft. Alles für lau haben wollen und dann aber vor Betroffenheitsschmerz zusammenbrechen, wenn man merkt, dass da tatsächlich jemand den Preis zahlen muss.

Ich frage mich auch, ob die meisten Leute auch noch nicht verstanden haben, dass die Hersteller, die ihre Waren über Amazon und andere Online-Plattformen längst dazu übergegangen sind, eine üblichen Rücklaufquote von mindestens 20% in den Verkaufspreis einzukalkulieren. Soll heissen, 20% der Leute, die Online bestellen, schicken das Zeug innerhalb von 14 Tagen tatsächlich wieder zurück. Je nach Artikel wird die Ware dann in die Tonne gekloppt. Also im Zweifel feinster Elektronikschrott, 2 Wochen genutzt. Refurbish? Haha, ja vielleicht bei teuren Artikel und wenn es die Service-Struktur des jeweiligen Hersteller überhaupt zulässt.

Während meines Jura-Studiums hat sich der Satz aus dem Strafrecht „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ eingeprägt. Und mit- sowie weiterdenken sollte jedem Mensch, der in der Lage ist einen Amazon-Kaufvorgang anzustossen, auch können. Das „Huch, das haben wir alle nicht gewusst und das hätte ja auch niemand ahnen können“ sollte doch gerade hier in Deutschland geschichtsbedingt ein nicht allzu populäres Statement sein.

Und nur, damit man mich hier nicht falsch versteht, ich finde auch ätzend, was Amazon da gemacht hat. Und ich kann mir auch nur ob der Dumm-Dreistigkeit an den Kopf fassen, die da von offizieller Stelle nun dosiert nach aussen gegeben werden. „Huch, das haben wir alle nicht gewusst und das hätte ja auch niemand ahnen können“ ist auch aus der Vorstandsetage ein ganz armseeliges Statement. Nein, wir haben das natürlich alles nur aus reiner Nächstenliebe an Subfirmen abgegeben.

In 10 Monaten stehen wir wieder alle ohne Weihnachtsgeschenke da. Ich bin gespannt, wie viele sich dann noch an den „Skandal“ erinnern können. Und ich will mich da nicht ausschliessen.

5 Kommentare

  1. Gute Idee, wir legen uns diesen Artikel mal auf Wiedervorlage Mitte Dezember. Mal sehen, was übrig geblieben ist.

  2. aber immerhin haben sie schon mal von ihrem Sicherheitsdienst verabschiedet, das ist doch schon ein Anfang, dem weitere Taten folgen sollten…

  3. Ich musste bei dem Skandal ja immer an meinen Ex-Mitbewohner denken, der für seinen Arbeitgeber ein kleines Feriendorf in Mecklenburg-Vormpommern gebaut hat (der ist Architekt). Der erzählte auch, dass die da Faschos im Wachdienst der Baustelle hätten. Weil es da schlicht keinen anderen gibt. Wenn man im Osten auf dem Land was machen will, kommt man in manchen Regionen schlicht nicht an den Faschos vorbei. Was er auch gesagt hat, ist, dass er noch keine Baustelle hatte, auf der sowenig weggekommen ist.

    Nur mal so nebenbei erzählt.

  4. Die Durchsuchungen und Co. Keine Frage geht gar nicht. Schaut man sich Lohn und Arbeitsbedingungen an so findet sich aber durch alle Branchen Arbeit mit deutlich weniger Gehalt und schlechteren Bedingungen.
    Viele Friseure oder den Hungerlohn den so mancher Schüler beim Supermarkt um die ecke kriegt oder die Saison Kräfte in der Landwirtschaft.
    Spricht man allerdings mit denen, so sind die meisten zufrieden und froh überhaupt Arbeit zu haben.
    Ich fand die Arbeitnehmer Seite kam doch ein wenig zu kurz weg in dem Beitrag.
    Amazon betreibt auch ganz schönen Aufwand um die Leute unterzubringen etc. Das kann ich nicht von vielen Arbeitgebern sagen.

  5. Amazon hat den Wachdienst vor die Tür gesetzt und die Zusammenarbeit mit der verantwortlichen Zeitarbeitsfirma beendet. Was man Amazon vorwerfen könnte ist die Tatsache das sich wohl niemand dort wirklich dafür interessiert hat wie es diesen Leiharbeitern geht, aber sind wir mal ehrlich, das ist auch nicht Amazons Job. Und solange es der Gesetzgeber zulässt das Leiharbeiter auf diese Art beschäftigt werden, solange wird es Unternehmen geben die das auch ausnutzen.

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