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GSD vs. Hell’s Kitchen

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Morgen kommen die Handwerker: Balkon abdichten und aufhübschen und Dachfenster einbauen. Also hatte ich heute zwei Aufgaben: An der einen Stelle im Dach die antike Stroh-Lehm-Isolierung runterreissen und den Balkon bis auf den Beton freikratzen. Hochmotiviert, wie ich stets bin, wenn es um handwerkliche Tätigkeiten geht, habe ich erstmal verschlafen. Und musste dann zur Zahnärztin. Wieder zu hause angekommen, musste ich mich erholen.

Während ich fröhlich vorm Computer sass, meldete sich mein Verstand – heute mal als Bob der Baumeister verkleidet. Los komm, komm wir schaffen das! Verdammt! Jaja, habe ich angesetzt und auf den nächsten Link geklickt. Aber Surfen macht echt kein Spass, wenn einem Bob penetrant seinen Slogan vorsingt.

Also habe ich mir diese Lehmverkleidung angeguckt. Die sah an sich schon staubig aus. Und dann habe ich die Aktion mal durchgespielt. Ich reisse an dem Zeug. Das Zeug geht nicht ab, wohl aber der Lehm, der Lehm fällt auf den Boden und explodiert in lustigen, kleinen Staubwolken. Nene, schon wieder halb auf dem Weg zum PC, kam erneut Bob. Verdammt. Also hab ich mir den Kuhfuss (mein absolutes Lieblings-Werkzeug aus der Kategorie ohne Strom) und habe den mit voller Wucht in den Lehm gehauen. Potzblitz! Das hat zwar gestaubt, wie verrückt, aber diese Strohmatten haben sich tatsächlich von den Balken gelöst. 5 Minuten später lag der ganze Kram akkurat auf dem Boden und ich hatte ein halbes Kilo Lehm in der Nase.

Jetzt nicht jammern! Nur das Ergebnis zählt. Und das war positiv. Also noch fix ein paar Sachen im Keller verrückt und dann ab auf den Balkon. Himmel, was habe ich für blöde Ideen ( Alternativ: Himmel, ich verdiene zu wenig, ich brauche einen Job, bei dem ich genug verdiene, dass die Handwerker auch die Drecksarbeit erledigen. ). Ich habe geschlagene 5 Stunden auf dem Balkon verbracht. Mein Rücken hat das Kriegsrecht ausgerufen. Und meine Hände keifen das Hirn an, wann denn jetzt die Stelle mit dem Urlaub kommt.

Vor einem Weilchen habe ich doch schon die Fliesen abgeschlagen. Das war lustig. Kuhfuss, Hammer und Meissel – willkommen Herr Kaputski! Unter den Fliesen war eine Schicht Teerpappe getränkt mit schwarzer Scheisse. Die liess sich ganz toll lösen. Also immer so ne Handvoll. Wie viel mal eine Handvoll sind 6 qm? Vergiss es, die Zahl ist zu gross, um sie mit dem menschlichen Verstand zu erfassen. Aber das war auch noch der spassige Teil. Unter dem schwarzen Dreck war eine 6cm starke Isolierung. Ich habe keinen Schimmer was das für ein Zeug war. Eine krude Kreuzung aus Kork und Styropor. Zwar in Plattenform, aber auch lustig mit dem Boden verklebt. Also die Platten so lustig zu lösen ging natürlich gar nicht. Das war eine Kampf. Mann gegen Platte. Bob gegen Jog. Verdammt.

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Kurz vor meinem physischen Ende habe ich mir dann noch Freunde gemacht. Also kurzzeitig. In der einen Ecke des Balkons, in den Tiefen der Isolierung hatte es sich ein Ameisenvolk gemütlich gemacht. Allerdings hatten die armen Tierchen kein Licht. Mann was haben die sich gefreut, als ich mit meinem Kuhfuss die Decke vor ihrem Bunker weggefräst habe. Die waren ganz aus dem Häuschen und habe getanzt und gefeiert. Ein paar von denen sind wirklich die Wände hoch vor Begeisterung. Und hey, da wollte ich kein Spielverderber sein. Leider habe ich das Zeug aus der Spraydose wohl etwas zu stark dosiert. Naja. Jedenfalls haben die sich alle ganz fix schlafen gelegt. Pah! Langweiler! Die, die noch konnten habe ich jetzt im Garten ausgesetzt. Also sone Art Survival-of-the-fittest-Bootcamp. Himmel, ich bin schon ein Tierfreund.

Gegen sieben war dann 95% vom Balkon freigekratzt. Bob – ein echter Handwerker – hatte schon um fünf Feierabend gemacht. Mein Rücken war zu 100% k.o. Also habe ich aufgehört. Jetzt werde ich versuchen, morgen früh den Rest noch wegzukratzen, damit ich dann just-in-time fertig bin, wenn die Handwerker kommen. Falls die kommen – man weiss ja nie – sind ja Handwerker.

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