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Ibiza: the BIG FAIL

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Die letzten Jahre haben wir es immer so gelegt, dass wir unseren grossen Familienurlaub in die Herbstferien gelegt haben. Ein bisschen Wärme, ein bisschen Strand. Mit der Hoffnung auf ein wenig Sonne. Nicht unbedingt meine Idealvorstellung von Urlaub, in einer Ferienanlage eingepfercht zu sein, aber ein akzeptabler Kompromiss, wenn man berücksichtigt, dass wir Kinder haben. Und ja, andere Eltern umsegeln mit ihren Blagen die Welt, klettern auf Achttausendern rum oder radeln Paris – Dakar mit dem Rad nach. Wir sind aber wir. Und im Urlaub will ich mich entspannen. Ich will nicht abwaschen und nicht kochen. Ich möchte einfach nur da sein, die Zeit geniessen und mich erholen. So.

So. Ja. Jetzt sitze ich in einem schmucklosen Apartment auf Ibiza. Schmucklos ist die freundlich Variante von schlicht. Ich erwarte ja kein 200qm Studio mit Dachterasse, Grill und halbnackten, südländischen Schönheiten, die mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Hm. Naja. Nein, wirklich nicht. Alles was ich möchte, ist eine halbwegs gemütliche Hütte, die es mir ermöglicht, tagsüber auch bei Regenwetter nicht völlig depressiv zu werden und abends wenn die Lütten schlafen noch ein wenig zu lesen und eine Zigarette zu rauchen, auch wenn es regnet.

In dem schmocklosen Apartment hier gibt es keinen Fernseher. Ja. Ich höre Euch ja schon rufen .. Man braucht ja keinen Fernseher. Muss man doch im Urlaub nicht haben. Nein. Muss man nicht. Aber es ist schon schön, wenn man so ein Ding hat und die Kinder da _mal_ 1 oder 2 Stunden am Tag vor setzen kann, wenn es den ganzen Tag regnet. Ok. Wir haben keinen Fernseher. Davon geht die Welt nicht unter. Dafür haben wir einen Kamin im Hauptraum. Schnuckelig. Auch schön. So ein Loch in der Wand. Holz gibt es natürlich nicht. Und auch wenn es hier sonst keine Heizung gibt, ich glaube die Besitzer des Apartments wären doch etwas verstimmt, wenn ich diese Holzsitzmöbel aus den 70iger Jahren verfeuern würde. Apropos Sitzmöbel. Das Mittagessen nehmen wir am Wohnzimmertisch ein. Einen Esstisch gibt es nicht. Aber hey, jog, sei nicht so verdammt deutsch. Ja, ich weiss.

Für das Wetter kann die Ferienanlage freilich nichts. Für das Apartment in diesem Fall auch nicht, weil die Apartments wohl Privatbesitz sind und nur über die Anlage vermietet werden. Nun gut. Aber das Restaurant, das gehört zur Anlage. Und da bekommen wir Frühstück wie auch Abendessen im Rahmen der gebuchten Halbpension. In dem vergangenen 3 Jahren waren die Apartments auch keine Luxusherbergen, aber das Essen. Oh ja, das Essen. herrlich. Himmlich. Mediterran. Lecker. Lecker. Lecker. Hier ist das etwas anders. Die Auswahl ist arg beschränkt. Das wäre nicht so schlimm. Ich brauche keine fünf Gerichte zur Auswahl wie in der letzten Anlage. Aber das, was einem angeboten wird, sollte doch wenigstens schmackhaft sein. Ich bin auch weiss Gott kein Gourmet. Mitnichten. Aber das, was wir hier vorgesetzt bekommen ist nahe an der Grenze zu ekelig. Verkochtes Fleisch, in Fett schwimmender Fisch. Dazu völlig wahrlos ausgewähltes Gemüse. Nicht mal mit viel Fantasie kann man sich aus dem Angebot ein Gericht zusammenstellen. Bittere Paprika. Nicht lecker. Grüner Spargel. Oh. Natürlich versalzen. Nachtisch? Naja, am dritten Tag haben wir dann mal einen Schokoladen-Pudding bekommen, sonst gibt es abgepacktes Eis – was zugegeben mein persönliches Highlight bisher hier ist. Das Frühstück ist von gleicher Qualität. Hier mag man vielleicht noch hervorheben, dass im Kaffee der Finanzministerin gestern etwas schwarzes schwamm. Ich habe hier kein Labor zum Analysieren, aber ich denke mal das war entweder eine Ablagerung, die sich gelöst hat, oder eben Schimmel. Oder eine schimmelige Ablagerung. Jetzt trinken wir nur noch Tee. Heisses Wasser und Beutel. Da weiss man, was man hat. Ich weiss auch nicht, ob Rührei etwas aussergewöhnliches ist. Normaler Weise bekommt man das ja im kleinsten und schäbigsten Hotel angeboten. Hier gibt es nur harte Eier, bei denen ich mir nicht mal sicher bin, ob sie jeden Tag frisch gekocht werden oder einfach nur über die Nacht warm gehalten werden. Das Essen ist also ein richtiger Reinfall. Aber man muss es mit Humor nehmen. Denke ich. Bloss steckt mir noch das Lachen im Hals.

Ok. Es regnet. Für 90 Minuten haben wir die Kinder bei der Animateurin abgeben können. Die ist auch nett, wenn auch das Kinderparadies wohl auch in den 80igern das letzte Mal renoviert worden ist. Dann gibt es noch einen Freizeitraum. Da steht ein Pooltisch und ein Flipper drin. Ein Flipper. Terminator 2. ich habe feuchte Augen bekommen. Und gedacht, ich könnte zumindest mit dem Nachwuchs 1.0 mal ein wenig flippen gehen. Ich erinnere mich noch, ich war ein kleiner Junge und mein Vater hatte mich mit nach Mallorca genommen. Da gab es einen Flipperraum und mein Vater hatte mich mir ordentlich Kleingeld ausgestattet. Ich bin zu einem 7jährigen Tommy mutiert und habe es geliebt. Das wollte ich weitergeben. So ein Flipper in einer Ferienanlage. Nett. Wirklich. Aber dann. 1 Spiel, 1 Euro. Oder 1 Euro, 1 Spiel. Ich will nicht geizig sein, aber das ist Wucher! Wenn das schon das einzige Freizeitangebot ist, dann sollten sie hier die Preise für ein mindestens 10 Jahre altes Gerät doch bitte, bitte moderat gestalten. Wucher! Halsabschneider! Unverschämt!

Und dann war da noch die Sache mit dem Internet. Ja, ich bin abhängig. Ja, ich brauche Internet. Ja, ich bin ein verdammter Junkie. Und ja, ich komme auch damit klar, dass es kein WLAN gibt – auch wenn ich finde, dass die Anlagenbetreiber einfach nicht mehr zeitgemäss agieren. Wenigstens an der Rezeption ein offenes WLAN, das wäre doch nicht zu viel verlangt. Aber gut. Man hat zumindest schon mal vom Internet gehört und einen passenden PC aufgestellt. Auch die Preisgestaltung ist human. 1 Euro für 15 Minuten. Das finde ich fair. Allerdings hat das Teil Öffnungszeiten. Von 8.15 bis 12.45 und von 15.25 bis 19.30 Uhr. Da muss ich mal mit dem Kopf schütteln dürfen. ich habe mich für die dekadente Variante entschieden und verwende mein iPhone. 100kb kosten 19 Cent und 50 Cent einmalig pro Tag. Nach 3.5 Tagen habe ich 20 Euro versurft. Emails, Wetter und einen Hauch von Facebook. Ja, so ein kostenloses WLAN in der Lobby, das ist schon wirklich viel verlangt.

Der Strand ist klein. Aber ok. Es ist ja Nebensaison. Da verteilen sich die Leute. Bloss bräuchte man für den Strand wenigstens einen Hauch Sonne. Den wird es heute nicht geben. Vielleicht morgen wieder. Wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, den Urlaub abzubrechen. Das erste Mal seit ich denken kann. Wir versuchen uns aber zu arrangieren. Ist ja nicht mehr soo lange. Und morgen soll es auch wieder schön werden. Vielleicht.

Ein Kommentar

  1. Ich weis ja nicht, aber in meiner kleinen Welt passen „Ibiza“ und „(erträglicher) Familienurlaub“ irgendwie nicht zusammen. Generell scheint es auf den Balearen nur 3 bis 4 Einrichtungen zu geben in denen man mit Kindern gepflegt Urlaub machen kann.

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