Manche Reisen sind nicht ganz so sinnvoll wie andere. Und hin und wieder muss man vielleicht auch mal etwas völlig durchgeknalltes machen. So habe ich die letzten drei Tage einen Kurzbesuch in Pretoria, Süd-Afrika verbracht.
Geflogen bin ich mit Air France über Paris, was für mich die kostengünstigste Verbindung ab Hannover war ( 625 Euro ). Das Ganze hat auch mit einem genialen Desaster angefangen. Zuerst habe ich mit dem Auto auf dem Weg zum Flughafen Hannover so herrlich im Stau gesteckt, dass ich faktisch den Flieger verpasst habe. Dieser hatte dann aber knapp zwei Stunden Verspätung, was dazu führte, dass man mir in Hannover nahegelegt hat, auf den folgenden Tag umzubuchen. Wagemutig bin ich dennoch eingestiegen und habe nach einem Sprint durch den halben Pariser Flughafen meinen Anschlussflug nach Johannesburg erwischt (Komisch übrigens, dass die doch halbstaatliche Air France mich mit einer nagelneu wirkenden Boeing 777-300 transportiert hat. Notiz an mich: unbedingt im Lotto gewinnen und bei nächster Gelegenheit dann First Class oder aber zumindest Business fliegen …).
Mein erster Eindruck von Süd-Afrika entspricht einer Mischung von Tunesien und den USA. Zudem sind da ganz schön viele Engländer im Auto unterwegs (also die das Lenkrad auf der falschen Seite haben) – und zwar sogar so viele, dass sie gleich die ganzen Strasse verkehrt herum angelegt haben.
Dieser ganze Rechtsverkehr hat mich wirklich völlig aus dem Konzept gebracht und ich bin – obwohl eigentlich leidenschaftlicher Autofahrer und durchaus auch neugierig – wirklich sehr froh, dass ich nicht selbst fahren musste. Wobei man übrigens das Gefühl hat, dass in Süd-Afrika mehr Volkswagen herumfahren als in Deutschland – und auch BMW sind dort sehr beliebt (ich habe die Vermutung, dass dort die B-Ware vertickert wird, die Modele, wo das Lenkrand an der falschen Seite eingebaut wurde … mein personal trainer hingegen meint, die hätten in SA eigene Werke. Aha.).
Dir Einreise nach Süd-Afrika ähnelt auch irgendwie der in die Staaten: Im Flieger muss man schon son Wisch ausfüllen und dann beim Einreisen in einer seltsamen Schlage stehen, wo man dann noch einmal kundtun darf aus welchen Gründen man denn nun wirklich einreist. Als Belohnung bekommt man einen Aufkleber mit Barcode in den Reisepass geklebt. Wer leicht paranoid angehaucht ist, sollte auf jeden Fall in Deutschland seine Euro in süd-afrikanische Rand umtauschen (was möglicher Weise gar nicht so einfach ist, meine Hausbank hat mich weggeschickt, sie hätten keine Rand), da selbst bei kleinen Beträgen mal fix eine Kopie des Reisepasses gezogen wird.
Das Strassenbild erinnert mich ebenfalls an die USA. Allerdings gibt es in SA Bürgersteige. Dort sieht man allerdings nur Menschen mit dunkler Hautfarbe – will sagen Weisse im Auto, Schwarze zu Fuss. Und überhaupt ist es für mich ein wenig seltsam so viele Schwarze zu sehen. Ich habe ja ein Jahr in den USA gelebt – allerdings in Kentucky. Ich hatte farbige Freunde – dennoch ist es teilweise sehr ungewohnt. Was man schon beim Verlassen des Flughafen-Parkhauses ahnt – Arbeitskraft kostet in SA nichts. Vor jedem dieser Ticket-rein-Schrank-hoch-Dingern steht jemand, der einem das Ticket abnimmt und in das Gerät steckt.
Im Supermarkt, aber auch im Restaurant bemerkt man dann auch fix, dass die Lebenshaltungskosten – zumindest bei den Lebensmitteln – in SA doch deutlich niedriger sind als in Europa. Ein halber Liter frisch gepresster Orangesaft kostet in einem Restaurant keinen Euro. Und ein leckeres Steak kostet gerade mal fünf Euro. Wenn ich dort länger leben würde, dass hätte ich wohl 1 2 3 die klassische Statur eines südafrikanischen, weissen Mannes. Die sind nämlich – freundlich ausgedrückt – alle sehr kräftig gebaut. Hingegen ihre dunkelhäutigen Landsleute eher schlank daherkommen. Dies kann aber auch daran liegen, dass sie bei 30° im Schatten in der prallen Sonne schlafen und dies eingekleidet in netten Wollsachen. Ein wirklich merkwürdiges Bild – welches ich nicht nur einmal gesehen habe.
Auf jedem noch so kleinen Parkplatz gibt es private Parkplatz-Einweiser. Sofern ich das richtig verstanden habe, winken sie dich nicht nur zu einem freien Parkplatz ( was in der Regel auch nicht nötig ist, denn freie Parkplätze sind en masse vorhanden ), sondern passen während Deiner Abwesenheit auch auf Dein Auto auf. Dafür bekommen sie ein Trinkgeld von ein paar Rand ( oder auch nur ein paar Cent ).
Rugby ist in SA der Sport Nummer 1. Am Tag meiner Ankunft fand ein wichtiges Derby statt, was man wirklich nicht ignorieren konnte, da wirklich an jeder Strassenkreuzung Leute Trickots des einen oder auch anderen Team anboten. Meine Begleitung auf Fussball angesprochen, bekam ich eine Antwort wie, jaja, gibt es hier auch, aber Rugby ist der wirklich grosse Sport. Da frage ich mich schon, warum man eine Fussball-WM an ein Land vergibt, in dem Fussball eher nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung Begeisterung auslöst.
Der Besuch im Supermarkt hat mich insofern überrascht, dass man dort im Prinzip wie in Europa einkauft – also was die Marken der Produkte angeht. Da frage ich mich jetzt schon, ob die nach dem Ende der Appartheid den Markt unter sich verteilt haben, oder ob die schon immer da waren.
Ich hatte ja Befürchtungen, dass ich mit der Höhenluft – Pretoria liegt ja auf über 1.000 über NN – Probleme bekommen würde. Das ging aber erstaunlich gut.
Viel von Pretoria selbst konnte ich leider nicht sehen, dafür war die Zeit dort vor Ort einfach zu kurz. Gerne würde ich dort noch einmal hinfahren, dann mit ein wenig mehr Zeit im Gepäck und vielleicht auch gleich an die Küste – Kapstadt würde ich gerne auch einmal sehen.