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Wurzelspitzenresektion (II)

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Wie geht es Dir? bin ich in den letzten 2 Tagen so oft gefragt worden, dass es mir schon wieder fast peinlich ist, diese läppische Wurzelspitzenresektion überhaupt erwähnt zu haben. Zu meinen aktiven Quake-Zeiten gab es eine Gruppierung namens Schmerzverstärker, fand ich damals unheimlich orginell, hat aber leider gar nichts mit meinem derzeitigen Zustand zu tun, ich wollte es aber mal erwähnt haben.

Danke, mir geht es gut! Wirklich.

Ich bin weitestgehend schmerzfrei, obgleich meine Zahnärztin bei der gestrigen Kontrolle noch mit auf den Weg gab, dass erst heute – also am dritten Tag – die Aktion so richtig loslegen würde. Aber wie gesagt, Schmerzen habe ich nicht. Meine Wange ist noch leicht geschwollen. Das ist etwas unangenehm und zieht auch leicht, wenn ich lache oder grinse. Aber da ich beides eher selten mache, überhaupt kein Problem.

Zudem fühle ich mich ein wenig ermattet. Das mag auch an meinem hohen Alter liegen, höre ich böse Zungen jetzt zischen, aber ich meine zu erkennen, dass dies an diesen lustigen Pillen liegt, die ich nehmen darf. Da haben wir diese netten Blauen, das ist das Antibiotikum und die eher langweiligen Weissen, die wohl so ein Low-Budget-Label-Zeugs sind, da die, die ich vorher hatte, hübsch pink daherkamen. Letztere sind jedenfalls schmerzlindernd und (sonst würde ich sie selbstredend nicht nehmen, denn ich bin ja son richtiger harter Max … manchmal ) knochenaufbauend. Wie auch immer, ich fühle mich matt. Gestern hat sich das unter anderem dadurch gezeigt, dass ich um 18 Uhr völlig platt eingeschlafen bin. Dafür hatte ich dann zwischen 1 und 3 Uhr morgens eine ziemlich aktive Phase.

Die Nebenwirkungen der beiden Produkte scheinen sich bei mir nicht voll zu entfalten, denn wie ihr lest, lebe ich noch und sowohl meine Leber als auch mein Kreislauf fühlt sich stabil an. Lediglich mein Stuhl (ja, zartbeseitete Personen mögen die folgenden Zeilen überlesen) ist weich. Ich mag das nicht. Also ich habe keinen Durchfall, sondern wirklich weichen Stuhl. Das Endprodukt sieht aus, als hätte man es mit Haarspray etwas aufgepeppt. Männerstuhl ist anders. Apropos. Nette Stelle um mal die Idee meines Schwagers zu verwursten, die unter Garantie einen HartzIV-Empfänger zu baldigem Reichtum und Wohlstand führen könnte. Der meinte da, es müsste Toiletten geben, die eine eingebaute Waage habe. Man(n!) will doch wissen, wie erfolgreich man(n!) war. Zugegeben, die Zielgruppe des Produktes würde sich vermutlich auf (echte) Männer and Anorexia nervosa-PatientInnen beschränken, trotzdem ein nicht zu verachtender Markt.

Kühlen! Kühlen ist das AHHH und OOHHH sagte mir die Ärztin. Und auch jede der Helferinnen, die ich gesehen habe. Die Kühlung ist gegen die Schwellung, die das angegriffene Zahnfleisch bekommen hat. Darum auch die dicke Backe. Also rennt man den ganzen Tag mit einem in ein Taschentuch gewickelten Kühlpad rum. Natürlich ist das nicht ohne Folgen. Nach meinen Erfahrungen ist die Seite, die man in der Hand hält stundenlang eiskalt, so dass die Hände alsbald die Farbe des blauen Gelees in diesem Pad annehmen. Die zur Wange gerichtete Seite wird aber 1 2 3 mollig warm. Verblüffend und bestimmt ein Wunder der Technik, was ich einfach nicht zu begreifen vermag, egal wie man das Ding dreht und wendet – es bleibt dabei – Hände kält, Wange mollig.

Nach jeder Mahlzeit muss ich meinen Mund mit so einem blauen Zeugs ausspülen. Also einen Esslöffel voll Zeugs in den Mund und damit eine Minute gurgeln. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass das Zeug schmeckt wie es riecht und es riecht … gewöhnungsbedürftig. Richtig lästig ist das Ganze allerdings erst geworden, nachdem ich mir die Gebrauchsanleitung durchgelesen habe, in der da steht, dass man eine Stunde nach dem Gurgeln möglichst nichts zu sich nehmen sollte. Haha! Ich arbeite, also brauche ich Kaffee und hin und wieder auch eine Zigarette. Ok, es gibt Nikontin-Pflaster, aber den Kaffee kann ich mir nun wirklich nicht intravenös einlaufen lassen.

Für 2 Euro fünfig habe ich von meiner werten Zahnärztin noch eine Zahnbürste bekommen. Die ist extra für meine Wunde gedacht und hat so samtweiche Borsten. Samtweich? Borsten? Genau – ein Paradoxon! Denn was sich an den Lippen noch samtweich anfühlt, entwickelt sich an der Wunde selbst zu einem Bündel Stahlnägel. Ok. ok. Nicht wirklich ganz so schlimm, aber die Blutspuren auf den erst unbefleckten Borsten waren weniger appetitlich.

Am nächsten Freitag werde mir die Fäden gezogen. Die Fäden – richtig, die hatte ich noch nicht erwähnt. Blaue Fäden, ich bin ja ein Junge. Die Fäden nerven total. Zum einen spüre ich sie, wie sie sich in mein Zahnfleisch schneiden. Zum anderen spüre ich, wie schlecht sie doch vernäht wurden (ich vermute mal, sowas macht man auch nicht, wäre doch mal eine Idee, die man verfolgen sollte). Also die Enden die hinter dem Knoten freistehen, schrubbeln an die Innenseite meiner Wange. Bislang habe ich erfolgreich vermieden, mit meiner Zunge das Areal mal zu erkunden. Das ist auch besser so, denke ich. Nicht dass ich da hängenbleibe. Denn gefühlt sind diese Fandenenden so lang, dass ich hin und wieder darauf beisse.

Aber im Grunde geht es mir gut. Wer also so eine Wurzelspitzenresektion mal machen will, passt schon.

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