Ich bin irgendwie ziemlich platt und leer. Diese US-Wahl will mir nicht aus dem Kopf gehen. Die letzten Tage waren so voll Anspannung und der Ausgang der Wahl will die Anspannung irgendwie nicht lösen. Irgendwie gehen mir so viele Sachen durch den Kopf und eigentlich muss ich jetzt fleissig programmieren.
Bush ist es also wieder geworden. Aha. Zuerst habe ich gedacht Seltsam, alles was ich so aus den Staaten gehört und gelesen hatte, hörte sich danach an, als würde Kerry Bush vom Tisch fegen. Wenn man sich die Statistiken so ansieht, dann klärt sich das aber sehr schnell. In den großen Städten wurde eher Kerry gewählt, auf dem Land eher Bush.
Ich bin eines dieser Schul_blagen, wie Stephan Austauschschüler, die in den Staaten waren, bezeichnet, und meine mir anmassen zu können, dass ich das Landvolk der Amerikaner wohl schon ein bisschen kenne, also eher mich in die Leute hineindenken kann, die man nicht auf irgendeiner Entwicklerkonferenz trifft oder mit denen man über intellektuelle Probleme diskutiert. Eher Jim aus der Werkstatt und Bob vom Supermarkt, die man am Sonntag auf jeden Fall in der Baptistenkirche sieht. Es ist sicherlich einfach diesen Amerikaner zu unterstellen, dass sie nicht gerade weltoffen sind. Wenn man ein bisschen überlegt, dann kann man es ihnen auch nicht verübeln. Versucht mal zu schätzen, wieviel Prozent der Amerikaner einen Reisepass haben. Die brauchen keinen, weil ihr Heimatland so gross ist. Da sind die Probleme vor der Haustür eben wichtiger als die im Nahen Osten. Das Ganze gepaart mit einem Nationalstolz, der für mich kaum begreifbar ist – da kann man auch mal Bush wählen. Nach dem Motto Lieber ein Cowboy, der die Herde im Griff hat, als ein Typ, der keinen festen Standpunkt hat.
[Gedankensprung] Irgendwie kommt mir dabei auch die Ernennung von Kerry als Präsidentschaftskandidat wieder hoch. Vielleicht habe ich das ja auch völlig falsch im Hinterkopf, aber ich meine, ich hätte mich damals gefragt Kerry WER? Die Demokraten hatten damals ein paar kantige Leute im Aufgebot und das Rennen hat dann aber eben Kerry gemacht. Gut, 50% hat er wohl auch überzeugt, aber das waren eben 5-10% zu wenig. Müssig darüber zu spekulieren, ob ein Wesley Clark mehr Erfolg gehabt hätte.
Toll finde ich den Wahlausgang aber weiss Gott nicht. Und ein wenig Angst macht mir das auch. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ein wenig die Hoffnung hatte, dass Kerry es mir ermöglicht, in den kommenden 4 Jahren mal wieder einen Urlaub in den Staaten zu verbringen. Das wird jetzt wohl ausfallen – meine Fingerabdrücke bekommt ihr nicht (zumindest nicht bei der Einreise am Flughafen).
Da wird es also für uns Deutsche, uns Europäer, uns Nicht-Amerikaner für die kommenden vier Jahre heissen Augen auf und durch! Lamentieren hilft jetzt nichts mehr – besser machen lautet die Devise, denn in diesem Punkt schliesse ich mich sowohl dem Datenimperator an:
Viel interessanter würde ich es finden, wenn die deutsche und europäische Politik eine starke eigene Position gegenüber jeder fremden Regierung vertreten würde.
Und dann bleibt uns ja immer noch 2008, wo es dann heisst Hillu gegen Arnie 