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Harald Schmidt in Bielefeld

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Gestern abend habe ich in der Stadthalle Bielefeld Harald Schmidt gesehen. Das war kein Zufall, ich habe dafür bezahlt, um mir seine Bühnenshow – Programmname Backmischung – anzusehen. Dazu muss ich auch noch hinzufügen, dass die Stadthalle ca. 2000 Leute fasst und ich auf der Empore gesessen habe, so dass die Akteure auf der Bühne nur eine Handbreit gross waren. Die Show hat etwas weniger als zwei Stunden gedauert (keine Pausen) und wird von mir grob in drei Abschnitte unterteilt. Das Bühnenbild bestand aus einem Flügel und zwei Tischen (die definitiv zur Standardausstattung der Stadthalle gehörten).

Mit 7 Minuten Verspätung hat Herr Schmidt (im folgenden kurz Harald) die Bühne betreten. Nach so langer zeit ohne seine Fernsehpräsenz ist man ja schon glücklich ihn überhaupt mal wieder zu sehen und seine Stimme zu hören. Von Erscheinungsbild (braune Schuhe, grauer [?] Anzug) war seine Frisur bemerkenswert. Die hat jetzt wieder Schmidteinander-Format, nur die Farbe hat sich in ein seriöses Silbergrau verwandelt ( Ich kann mir nicht helfen, aber nach den ersten zwei Eindrücken hatte ich so diese Eingebung, dass Harald jetzt ein idealer Nachfolger für Dieter Hildebrandt geworden ist und irgendwann in naher Zukunft Scheibenwischer übernimmt. ). Der erste Teil war dann etwa eine Stunde lang, für meinen Geschmack Harald vom feinsten!Man stelle sich die ersten 10 Minuten der Harald Schmidt Show vor mit einem gutgelaunten und willigen Harald Schmidt. Prima!

Zur Überleitung auf den zweiten Teil hat Harald dann am Flügel ein Lied zum besten gegeben und Manuel Andrak gesellte sich dazu. Nun sollte wohl folgen, was in der Harald Schmidt Show so erfolgreich geklappt hatte. Ich mochte immer den Part von Manuel Andrak, aber auf der Bühne fand ich das ganze mehr als schwach. Das kann schon mit daran liegn, dass ich das Gesicht von Andrak nie gesehen habe – und ich seine Minik besonders schätze. Eher aber glaube ich, dass das Zusammenspiel einfach schlecht vorbereitet war. Die Stichworte zwischen den beiden wurden teilweise auf Teufel-komm-raus durchgezogen, auch wenn sie teilweise nicht (zeitlich) passten. Dieser mE schon sehr schwache Teil wurde dann durch einen überraschenden Gastauftritt von Kaya Yanar (das dies für uns Zuschauer wirklich überraschend war, kam deutlich zu Tage, dass nach der Ankündigung von Harald erst nur Szenen-Applaus kam, als Kaya dann die Bühne betrat jedoch heftigster Beifall ausbrach) [3. Teil] unterbrochen.

Kaya Yanar hat für wirklich gute Stimmung gesorgt, sein Auftritt dauerte wohl ca. 15 Minuten. Eine sehr gelungene Einlage. Harald kommentierte das Ende mit einem Seitenkommentar zu Andrak, dass es doch wirklich blöd wäre, einen Gast einzuladen, der besser wäre als er selbst. Besser als der erste Teil war das nicht, aber um Klassen besser als der zweite Teil.

Dieser wurde dann damit fortgesetzt, dass Andrak irgendwelche Dias (9) von seinen Wanderausflügen gezeigt hat (Nicht wirklich witziger als das spiessige Urlaubsbilder gucken bei den Grosseltern) und Harald noch einen Buchtext mit schweizer Dialekt vorgelesen hat (naja). Damit war das ganze dann auch beendet.

Ich habe 40 Euro für meinen Karte bezahlt. Wäre der erste Teil nicht gut und Kaya nicht dagewesen hätte ich mich wirklich geärgert! Auch kann ich rückblickend – alleine wegen der letzten 20 Minuten kein positives Gesamturteil fällen.

Wenn man mal rechnet, dass 2000 Gäste im Schnitt 40 Euro bezahlt haben, so war der Abend 80.000 Euro wert. Da werden wohl bei Harald mehr als 10.000 Euro für 2 Stunden Arbeit übrig bleiben. Das Bühennbild hat wohl auch eher nichts gekostet. Für so eine Gage erwarte ich eine bessere Vorbereitung. Ich habe viele unbekanntere Commedians gesehen, die sich für vermutlich wesentlich weniger Geld wesentlich besser auf die Show vorbereitet hatte.

So hätte ich schon erwartet, dass Harald ein wenig mehr über Bielefeld zum besten gibt, aber mehr, als dass Bielefeld der Hauptsitz von Oetker ist, konnte er wohl während seiner Recherche nicht herausfinden. Und das Bielefeld von schwarzer Hand geführt ist kein Geheimnis. Ein bisschen wundert mich auch, warum er die Show macht. Nicht dass er lustlos gewirkt hätte, aber ich hatte manchmal so das Gefühl, dass er (sich selbst?) zeigen will, dass er mit minimalem Aufwand die Massen begeistern kann, doer so. Vielleicht wäre es doch ganz nett gewesen, die kreative Pause als eben solche zu nutzen.

Wer für die folgenden Termine Karten hat, der kann sich trotzdem freuen, die erste Stunde hat viel Spass gemacht.

[Am Rande: Zwischendurch hat Harald gestreut, dass er nach jedem Auftritt sofort bei Google guckt, was über ihn geschrieben steht. Google mag mich ja. Also Harald – solltest Du diese Zeilen wirklich lesen. Ein bisschen mehr Mühe würde ich schon erwarten!]

Ein Kommentar

  1. Gagen… … von 40.000€ sind bei Schmidt in den Tagen seiner Show Normalität gewesen und dort hat er auch mit wunderbarer Improvisation geglänzt. Vielleicht ist es einfach etwas anderes, wenn er wieder live einsteigt und der gewohnte Blick durch die Kamera dem Zuschauer fehlt.
    Irgendwo hört sich das Klagen über die fehlenden Gags über Bielefeld an wie ein Nachtritt – man glaubt wohl, Bielefeld wäre wichtig und muss daher zwangsläufig und ohne Unterlass ein Thema sein. 😉

    Bielefeld ist in Wahrheit nichts und ich _bin_ froh, wenn Harald andere Themen hat.

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