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Jog im Glück

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Am Freitag hatte man mir einen Flieger von Hannover nach Paris und ein Zimmer vor Ort gebucht. In der Regel brauche ich von der Haustür unseres bescheidenen Eigenheims bis ins Parkhaus am Flughafen in Hannover keine volle Stunde. Drum habe ich auch der Finanzministerin großzügig angeboten, ich könne vor Abfahrt noch LOCKER den Nachwuchs 1.0 vom Sport abholen, bevor ich mich dann aufmachen würde.

Auf dem Weg durch Bielefeld, kam dann der Verkehrshinweis, dass man auf der Strecke von Bielefeld nach Hannover bei einem 10km Stau mitspielen dürfte. Ich habe schnell die Navigon.app gestartet und durfte dort lesen, dass ich eine Verzögerung von einer Stunde erwarten solle. Die naheliegenden Ausweichrouten zeigten auf einer anderen App ebenfalls Stau an. Da war es 18:02 Uhr. Das Boarding in Hannover war auf 19:55 Uhr angesetzt.

Also habe ich den Nachwuchs mehr eingesaugt als eingesammelt und flugs zu Hause ausgespuckt, meine Siebensachen gepackt und bin los gefahren. Ungestüme Chaosfahrten kann ich mir mit Blick auf meinen Führerschein schon längst nicht mehr erlauben, also brav im Sinne der StVO Richtung Hannover. Vor dem Stau auf die Landstrasse und den Stau erstmal möglichst weiträumig umfahren.

Gegen 19:35 Uhr war ich immer noch fleissig am Umfahren, fing aber an zu überlegen, wo ich denn mein Portemonnaie hingesteckt hatte. Ein kurze Anruf bei den Daheimgebliebenen gab dann die unbequeme Gewissheit: Portemonnaie liegt zu Hause. Also: Kein Bargeld, keine Kreditkarte, kein Ausweis – aber noch 20 Minuten bis nach Hannover zum Boarding.

Das worst chase Szenario: Ich parke den Wagen im Parkhaus, man lässt mich aber nicht mitfliegen. Dann stehe ich erstmal ohne Auto und ohne Geld ziemlich dumm in Hannover. Gegen 19:50 Uhr verlasse ich die Autobahn am Flughafen und bewege mich in Richtung Parkhaus. 5 Minuten später bin ich im Parkhaus. 2 weitere Minuten später im Terminal. Eingecheckt hatte ich schon am frühen Morgen – danke Internet, ich mag Dich wirklich sehr – den Boardingpass auch in der Hand.

Ich finde es ja irgendwe schon faszinierend, dass man sich und sein Hab und Gut aufwendiger Sicherheitskontrollen unterziehen muss, sich aber nicht ein Mal ausweise braucht. Die Air France hat in Hannover ein eigenes Gate mit eigener Security-Abfertigung. Ich musste also nicht lange warten und befand mich ein paar Minuten später im Gangway zum Flieger. Auf dem Weg nach Paris. Ohne Bargeld, ohne Kreditkarte und ohne Ausweis.

Letzteres hat mich ein wenig beunruhigt. Paris selbst, das wusste ich, war unproblematisch. Ich war eingeladen. Am Flughafen empfing mich meine Kontaktperson mit einem Fahrer. Die brachten mich dann in das gebuchte Hotel, wo ich den Zimmerservice auf Kosten meines Gastgebers in Anspruch nehmen durfte. Zudem verfügte das Hotel über einen öffentlichen Drucker auf dem ich mir dann die Boarding-Karte für den Rückflug ausdrucken konnte. Meine Kontaktperson lieh mir freundlicher Weise auch 30 Euro, die ich ja brauchte um am nächsten Tag mein Auto wieder aus dem Parkhaus zu bekommen. Den Betrag werde ich die Tage dann per Post an eine fanzösische Privatadresse senden. Am nächsten Tag habe ich dann meinen kleinen Auftritt gehabt und konnte somit meinen Job erledigen. Gegen Nachmittag brachte mich dann mein Shuttle-Fahrer wieder zum Flughafen, übrigens auch schön fast eine Stunde auf einer dreispurigen Autobahn im Stop-n-Go durch Paris zu kriechen.

Am Flughafen in Paris wurde ich wieder gut durchleuchtet, aber auch hier wollte niemand einen Ausweis sehen. Mein Flug sollte 19:55 Uhr in Hannover landen. Die gleiche Zeit stand auf meinem Parkticket. Um 19:35 Uhr nahmen die Räder des Fahrwerk bereits schon Kontakt zu deutschem Boden auf und durch einen kleinen Sprint auf den letzten Metern habe ich es geschafft, 3 Minuten vor dem Ablauf der 24-Stunden-Frist meinen Parkschein in den Automaten zu schieben.

Wenn ich bedenke, wie viel Potential bei diesem Kurztrip vorhanden war, um mich so richtig in Schwierigkeiten zu bringen und wie toll und einfach das doch alles gelaufen ist, kann ich nur festhalten: Was hatte ich doch für ein Glück!

2 Kommentare

  1. So ähnlich ist es mir mal nach Bremen ergangen. Außer dem iPhone nix dabei gehabt – aber dank Online-Boarding-Pass (und ohne Kontrollen) und geliehenen 50 EUR vom Kollegen hab‘ ich dort den Kongress auch gut überstanden!
    Der Verkehr in Paris ist immer Chaos – das effizienteste Taxi dort sind die Motorrad-Taxis auch wenn man die nur mit einer Lebensversicherung in der Tasche besteigen sollte… 😉
    lg, oli

  2. Ist wirklich von Flughafen zu Flughafen anders. An einigen Flughäfen /auf einigen Strecken muss man den vorzeigen, anderswo wieder nicht. Wobei dieses vorzeigen auch eher nur einem Sekundenblick gleicht.

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