Ich muss gestehen, ich habe heute morgen meine Unterhose gefressen. Eine spontane Reaktion, um meinem ungebremsten Neid Herr zu werden. So mag man mir auch nachsehen, dass sich dieser Neid in den folgenden Zeilen immer mal wieder durchschlagen wird. Der Bielefelder Blogger-Kollege, Alex Kahl, ist über den grossen Teich gehüpft, um im Rahmen einer Kampagne von Mercedes Benz, bzw. auf Einladung wie Nicole Männl – ebenfalls mit von der Partie – so schön transparent kennzeichnet, einen Wasserstoff Mercedes Benz F-Cell durch einen Teil der USA zu kutschieren. Natürlich ist das erstmal ziemlich cool. Wer möchte das nicht – mit einen neuen Mercedes durch die Staaten zu cruisen und dafür auch noch bezahlt zu werden. Im Gegenzug ein paar linkgespickte Artikel bloggen – fertig. Cool! Aber das alles nur als Randnotiz.
Die Fahrzeuge Mercedes-Benz F-Cell sind jetzt nicht wirklich neu. Aber vielleicht auch noch nicht gerade in Allerwelt’s Munde. Kann man also auch mal eine Kampagne zu starten. Heuer schreien einem ja alle Berater, ja – selbst ich, ins Ohr DA MUSST DU ZU FACEBOOK, MENSCH! Da ist Mercedes mit dieser F-Cell-Kampange Mercedes-Benz F-Cellauch schon. Und hat seit dem 24.02. (erst nach knapp einem Monat nach Start der Tour) .. trommelwirbel .. schon 148 Fans gesammelt. Da heisst pro Aktionstag konnten 10 Fans gesammelt werden. Zieht man mal die beteiligten Blogger und Mercdesmitarbeiter ab, bleiben dann wahrscheinlich 5-7 „echte“ neue Fans pro Tag. Und selbst wenn man sagt, die Facebook-Seite existiert erst 7 Tage – macht das 20 Fans pro Tag – auch nicht gerade ein Hammer bei einer Weltmarke.
Und ich sitze hier und frage mich, ob Mercedes denn bei einer solche Tor nicht wenigstens ein paar Euro für eine social media-Beratung investiert hat. Das fängt bei den Fahrzeugen an. Die Facebook-Seite hat einen Tab, der dann auf Flickr (yet another social media service) zeigt. Dort findet man allerlei Bilder, die aber – soweit man das Sehen kann, bislang auch noch nicht allzu oft betrachtet wurden. Egal, zurück zu den Fahrzeugen. Diese sind zwar (geschmacklos) auffällig lackiert und mit dicken Aufklebern versehen. Letztendlich liest man dort aber nur „Mercedes Benz F-Cell World Drive“. Der geneigte Stadtbild-Beobachter setzt sich später des Abends an seinen Rechner, startet Google und findet … ein paar Blogs. Und irgendwann auch die (nicht besonders aktuelle) offizielle Seite von Mercedes-Benz Facebook-Seite, auf der dei Inhalte auch nicht gerade sprudeln, nicht mal ein kleiner Link auf das Projekt gelegt worden. 2.456.558 Fans gibt es dort. Das wäre ja schon eine passende Zielgruppe für die Kampagne gewesen, nein? Selbst die kleine Mercedes-Benz Deutschland-Seite verfügt immerhin über 9.813 Fans. Auch hier kein Wort über die F-Cell-Kampagne.
Auch gibt es zwei Blogs, welche die Tour wohl dauerhaft begleiten: Reisenotizen von der Tour und Das Blog um die Leidenschaft Mercedes-Benz & Daimler (Das Blog hat einen eigene Facebook-Seite. Ich muss nicht verstehen warum, denke ich). Bei beiden fehlt ein prominenter Verweis auf die Facebook-Seite oder auf die anderen Blogs bzw. Flickr und Youtube.
Ich verstehe auch nicht wirklich die Zielgruppe der Kampagne. Die Wahl zwischen Deutsch und Englisch scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.
Das Ganze scheint mir wirklich wenig durchdacht, bzw. sehr konzeptlos. Die Kampagne selbst finde ich ja durchaus interessant und ich freue mich auch für die Blogger, die daran teilnehmen. Dennoch – selbst Marketing-Kampagnen sollten doch irgendwie ein ROI haben. Bei der aktuellen Vorgehensweise frage ich mich durchaus, wie da ein return entstehen soll. Auch frage ich mich, wie ich meinen Kunden, die ein deutlich kleineres Budget als der Autoriese haben, die Wichtigkeit und Bedeutsamkeit von social media erklären soll, wenn nicht mal einer der größten deutschen Autobauer sowas ordentlich hinbekommt.
Noch eine Randnotiz. Die Bilder auf Flickr wurde mit einer Canon EOS-1D Mark IV, also einer Profi-Kamera aufgenommen. Preis bei günstiger.de 3750 Euro. Cool. Die verwendete Linse ist ein Canon EF24-105mm f/4L IS USM. Das ist zwar kein Scherbe, zeigt aber auch, dass man sich mit einem (1) doch eher durchschnittlichen Objektiv auf die grosse Reise gemacht hat. Da lädt man also einen Haufen Blogger ein, aber nicht einen Fotografen? Na gut.