powerbook_blog

klein, praktisch, unverdaulich seit 2004

Hexenschuss

| 3 Kommentare

Samstag morgen, 11 Uhr bei IKEA. Irgendwie kann Mann kaum mehr Spass haben, oder? Der Auftrag lautete ein Bett für den Nachwuchs 1.0 zu erstehen. So weit, so gut. Geguckt und entschieden hatte die Finanzministerin mit dem Kind schon vor einer Woche, also mussten wir nur noch die entsprechenden Pakete aus dem Regal auf den Wagen laden. Und auch wieder von Wagen ins Regal laden kann, weil wir ja noch nicht so alt und unflexibel sind, dass wir uns nicht auch noch spontan umentscheiden können. Nichtsdestotrotz haben wir nicht mehr als 30 Minuten gebraucht, um mit einem Hotdog im Bauch und einem vollbeladenen Wagen wieder in Richtung Parkhaus zu schieben.

Der (Firmenwagen-) Altea ist ja ein kleines Raumwunder und so hatte ich ja so gar keine Bedenken, das zerlegte Bett in den Wagen zu bekommen. Ein Teil der Rücksitzbank umgeklappt, den Beifahrersitz gaaanz nach hinten gedreht und schon war Platz für das lange Paket. Quatsch, ich brauche keine Hilfe mit dem langen, schweren Paket, habe ich der Finanzministerin noch grossmäulig zugezwinkert und es dann angehoben, um es über die Ladekante in den Innenraum zu hieven.

BLLLLINNNNNGGGGG!
Nerv an Jog: Du DAS war eine echte Scheissidee!

Super. Ein Hexenschuss! Ich kenne dieses Gefühl ja aus bitterer Erfahrung! Habe der Finanzministerin dann auch nur kurz zugejault, dass ich einen Hexenschuss habe, bin um das Auto herumgehangelt, habe mich auf den Fahrersitz geschoben, den Sitz etwa nach hinten gestellt und habe mal spontan das Bewusstsein verloren.

Samstag morgen, 11.30 Uhr bewusstlos bei IKEA. Super. Als ich dann wieder zu mir gekommen bin – bei Aufwachen hat ja ein Menge sehr seltsame Gedanken – habe mich ein Menge fremder Gesichter sehr besorgt angesehen. Ich konnte dann aber gerade noch mit einem meiner charmanten Lächeln (diesmal in kaltweiss und mit kalten Schweiss benetzt) verhindern, dass mir ein Notarzt gerufen wird. Bloss nicht wieder ohne Sinn ins Krankenhaus. Nach einer kurzen Erholungsphase habe ich es dann auch vom Vorder- auf den Rücksitz geschafft und dann auch noch aus dem Auto zum Sofa. Da war dann erstmal Ende.

Das Schöne an so einem Hexenschuss ist ja, dass man ja ganz eigentlich keine wirkliche Verletzung hat, sondern nur ein Nerv traumatisiert ist. Dadurch, dass eben dieser Nerv aber enorme Schmerzen verursacht bei scheinbar willkürlichen Bewegungen, verkrampft man aber richtig schön. Und eben diese Verkrampfungen sorgen dann für eine Art Bewegungsstarre, die dann irgendwann auch wieder Schmerzen verursacht. Gegen Abend ging dann bei mir nichts mehr. Mein letzte Energie hatte ich gegen 19 Uhr darauf verwendet, um … einmal (!) aufzustehen. Toll.

Später des Abends haben wir dann doch ein Notärztin konsultiert. Die war sehr sehr nett. Erst einmal habe ich ein Infusion (Die Infusionsflüssigeit war kalt, was ein interessantes Gefühl hervorgerufen hat, als das Zeug so langsam durch meinen Arm geblubbert ist – ich glaub ich sterbe jetzt, ich werde schon kalt …) bekommen, die mir die Verkrampfungen nehmen sollte. Das hat aber nicht so richtig angeschlagen. Der Plan war nämlich, dass ich nach der Infusion aufstehen sollte. Undenkbar! Zumindest für mich. Ging auch nicht. Dann habe ich noch ein Spritze bekommen, die mich ins Schlaraffenland der Farben befördert hat. Super Zeug! Danach war ich bereit, Bäumchen auszureissen. Zumindest konnte ich aufstehen! Und die Nacht war auch gut.

Am nächsten Morgen habe ich mich dann deutlich besser gefühlt. Gegen Mittag hatte ich meinen ersten Triumph! Ich bin ohne Hilfe aufgestanden. Das Gefühl des Triumphes hat aber nur wenige Sekunden vorgehalten. Dann ist mir bewusst geworden, dass ich mich darüber freue, dass ich ohne Hilfe aufstehen kann. Gottogott. Manno. Ich bin also gestern den ganzen Tag rumgeschlichen und habe versucht in Bewegung zu bleiben. Das ist wirklich aufregend, wenn man so durch die Gegend schleicht auf 40qm.

Heute morgen habe ich meine ersten Treppenstufen gemeistert. Irgendwie fühle ich mich wie 80. Oder eher 90. Verdammt. Ich bin auch zu Hause geblieben. Zum Schutz meiner Kollegen. Ich bin sehr unleidlich, denke ich. Ausserdem nerven mich die Seufzer, nach dem Aufstehen und Hinsetzen selbst schon. Gleich probiere ich mal die Treppe nach oben aus. Dann kann ich meine Langeweile auf weitere 40qm ausweiten! Toll. Ich freue mich.

Nach meinem letzten Hexenschuss bin ich nach 3.5 Wochen das erste Mal wieder gelaufen. Och neee!

3 Kommentare

  1. Dir gute genesung und ne portion mitleid an die finanzministerin! Willst du dich eigentlich vor dem urlaub drücken?!

  2. danke für dein mitleid, dass habe ich mir redlich verdient…
    tausend gedanken rasen einem durch den kopf, wenn man beobachten muss, wie dem eigenen mann der kalte schweiß ausbricht, die lebensfarbe aus dem gesicht entweicht, die augen durchdrehen und er das bewusstsein verliert, wenn schläge ins gesicht und rütteln an den schultern nichts bewirken, du noch schnell die atmung kontrollierst und hilfe schreiend auf einem ikeaparkplatz stehst, weil du sinnigerweise dein eigenes handy nicht dabei hast und dass des mannes erst suchen musst. dein herz rast und du nur noch automatisch handelst…
    das war ein ganz schwarzer morgen, denn ich nicht noch einmal erleben will.
    Ich gelobe, meine erste hilfsmaßnahmen wieder aufzufrischen und persönlich darüber zu wachen, dass der mann seine rückenschule macht!!!

Schreib einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.