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Bewerbungstipps für PHP/Webentwickler

| 11 Kommentare

Ich suche ja gerade nach einem Nachfolger für mich und den Ex-Schergen. In den letzten Tagen sind gut 20 Bewerbungen über meinen Tisch gegangen und ich bin am Überlegen, ob ich mich nicht als Bewerbungscoach selbstständig machen sollte. Ich habe da selbst keine Ahnung von, verfüge aber durchaus über eine kleine Portion gesunden Menschenverstand und bin auch schon lange genug in diesem Bereich unterwegs. Vielleicht helfen die nachstehenden Anregungen ja dem einen oder anderen bei der nächsten Bewerbung.

Mappe oder PDF?
Das ist keine ernst gemeinte Frage. Ich brauchte nur eine Zwischenüberschrift. Natürlich schickt man ein PDF. Niemand möchte heuer noch eine Mappe zugeschickt bekommen. Ich bekomme schon das dicke P in den Augen, wenn man mir so einen grossen Umschlag auf den Schreibtisch legt, allein, weil ich den irgendwann mal zurückschicken muss. Das heisst, ich muss selbst ein Anschreiben verfassen, einen Umschlag finden, eine Briefmarke, usw usf. Wenn man mir dann schon ein Mappe zusendet, dann sollte die schon geleckt sein, und nicht irgendwelche ollen Ausdrucke in einem Plastikordner. Und wenn man mir schon eine Mappe sendet, dann will ich da auch ein richtige Photo sehen und nicht irgendwas mit einem Tintenpisser reingedrucktes.

Wir sind uns also hoffentlich einig, die Bewerbung wird als PDF verschickt. P-D-F! Nicht Word, nicht sonstewas. P-D-F. Kein Chef, dem man so eine Bewerbung weiterleitet möchte irgendwas installieren müssen, um eine Bewerbung zu lesen. Das heisst auch, EIN (1!) PDF. Wenn ich hier in die eingehenden Mails sehe und da hängen 5 PDF-Dateien drinne, bekommt der Kandidat schon mal ein dickes Minus, weil er anscheinend nicht über genug Kompetenz verfügt, um die Datei in einem PDF zusammen zu fassen. Google ist Dein Freund. Für jede Plattform gibt es Tools, die aus mehreren PDF-Dokumenten eins erstellen.

Sicherlich kann man seine E-Mail auch irgendwie digital signieren. Wie auch immer. Unter das Anschreiben und eigentlich auch unter den Lebenslauf gehört meines Erachtens eine Unterschrift. Vorzugsweise in blau. Klar, ist das PDF ein digitales Dokument und das kann man ja schlecht unterschreiben, aber bitte – schafft es der Bewerber nicht, seine Unterschrift zu scannen und einzufügen? Das kann ich auch von einem Entwickler erwarten.

Die E-Mail
Die Email sollte einen kurzen, knappen Text enthalten. Und eben das PDF. Das PDF zu zippen mag ja resourcenschonend sein, aber ich will mir das erstmal nur ansehen und da dann auch noch ein ZIP zu öffnen, muss ich nicht haben. Gerade bei den Bandbreiten und Speicherkapazitäten muss das auch wirklich nicht sein.

Die E-Mail sollte mit Vor- und Zunamen unterschrieben sein, denn idR möchte der Empfänger den Erhalt ja bestätigen. Und dafür mag man nicht im Mail-Header den Namen für Copy-Paste herausfischen. Der Absender-Name und der Bewerbername sollten übereinstimmen. Enthält die persönliche Emailadresse, die man nutzt irgendwelche Fantasienamen, so sollte man sich mal eben eine neue Anlegen. schmerzverstaerker@ikillu.de macht zwar Laune und ist höllisch lustig, hat aber nichts in einer Bewerbung zu suchen. Optimaler Weise fügt man ans Ende der Mail unter seinen Namen noch einmal die E-Mailadresse und auch eine Telefonnummer. Das erleichtert dem Empfänger ungemein die Kontaktaufnahme.

Das Anschreiben
Das Anschreiben hat in Deutschland einen gewissen Inhalt zu haben. Ich selbst stehe ja nicht so auf diese ganzen Konventionen, aber die haben auch etwas für sich. Wo habe ich die Stellenausschreibung gelesen? Warum interessiert mich ihre Stelle? Wer bin ich? Und warum sollten sie mich einstellen? Fragen, die man beantworten sollte. Ein Blick in die einschlägige Literatur online wie offline empfiehlt sich. Zumindest sollte im Bewerbungsschreiben ansatzweise belegt werden, dass man die ausgeschriebenen Anforderungen erfüllt. Hat man 45 Jahre C++ programmiert ist das sicherlich eine tolle Sache, aber nicht sooo spannend, wenn ein PHP-Entwickler mit guten bis sehr guten PHP-Kenntnissen gesucht wird.

Sicher bedeutet das einen gewissen Aufwand. Aber wenn ich diesen Aufwand als Einstellender auch sehe, dann bekommt der Bewerber schon mal einen Pluspunkt, weil er scheinbar ein echtes Interesse an der Stelle hat. Die Anschreiben, aus denen man herauslesen kann, dass sie an alle Betriebe mit einer offenen Stelle gesendet werden hingegen, machen alles, aber keinen guten Eindruck.

Zudem sollte das Anschreiben auf einer einzigen Seite Platz finden. Sicherlich gibt es Ausnahmen, die zwei Seiten rechtfertigen, aber die Faustregel lautet eine Seite. Und wer einen Hauch von Ahnung von seinem Textverarbeitungsprogramm hat, der kann auch mal die Schriftgrösse runtersetzen.

Und nur mal so: In der PDF-Datei unter der Unterschrift die „Anlagen“ aufzuführen macht schon einen etwas komischen Eindruck, oder?

Der Lebenslauf und das Zeugs
Bei Lebenslauf kann man sicherlich auch viel falsch machen, finde ich jetzt aber gerade auch nicht so kriegsentscheidend. Viel interessanter finde ich hingegen und das Zeugs. Theoretisch hat der Bewerber ja allen Platz der Welt, sich zu präsentieren. Man nehme nur lustige Zwischenüberschriften wie „Technisches Profil“ oder „Nennenswerte Projekte“. Sicherlich soll man sich nicht seitenweise auslassen. Mich (und ich denke auch eine ganze Menge anderer Leute in meiner Position) interessiert aber durchaus, was der Bewerber so geleistet hat. Und gerade in unserem Bereich geht es ja nicht ausschliesslich um Projekte, die man für den vergangenen oder aktuellen Arbeitgeber gestaltet hat, sondern eben auch, um das, was man mal so nebenbei macht.

Sicherlich soll man nicht sein ganzes Pulver vor dem potentiellen Gespräch verschiessen, aber immerhin kann man die Firma ja mal wenigstens neugierig machen. Ich halte sowas auf jeden Fall für sinnvoller als nichts zu schreiben. Hübsch auch, wenn dieser Zusatz wieder auf die Anforderungen der Stellenanzeige Bezug nimmt.

Zeugnisse
Mal erhlich. Es mag ja sein, dass es noch so alte Haudegen gibt, die wirklich das Abizeugnis eines 35jährigen Interessiert. Ich hingegen empfehle mal, diesen ganzen Zeugnispart kurz (!) zu halten. Wenn im Lebenslauf steht, dass man seine Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen hat, dann muss man dieses Zeugnis nicht auch noch mit anfügen. Ich würde empfehlen, die letzten beiden Zeugnis hinzuzufügen und gut ist. Im Anschreiben der Email würde ich einen Zusatz einfügen wie „Bitte lassen Sie mich wissen, ob sie auch meine kompletten Zeugnisse und Zertifizierungsurkunden sehen möchte, auf Wunsch kann ich Ihnen diese postwendend zusenden.“ (Natürlich sollte man diese auch vorbereitet haben und wirklich zackig zusenden können).

Zudem sollte man seine kompletten Unterlagen in einer Mappe zu einem Vorstellungsgespräch mitbringen und bei Beginn des Gesprächs anbieten.

Xing
Wenn ich mich bei einer Firma bewerbe und selbst ein XING-Profil führe, dann sollte ich durchaus mir alle Mitarbeiter des Unternehmens ansehen, die sich dort tummeln (Ok, nicht wenn man sich bei Siemens bewirbt). Bei einem kleineren Betrieb sollte man das auf jeden Fall tun. So kann man schon mal sehen, wie die Leute aussehen und letztendlich zeigt man so auch, dass man seine Hausaufgaben macht.

11 Kommentare

  1. Danke für die Tipps. Ist für’s nächste Mal abgespeichert. 😉

  2. Ich würde mich ja spontan mal aus Scheiß bei dir bewerben, auch wenn mir Ostwestfalen deutlich zu nahe am Ende der Welt wäre :) Aber ich hab leider keine Zeugnisse, weil als ich damit angefangen habe konnte man sich dafür noch gar nicht ausbilden lassen.

  3. Hallo Jog,

    100% ACK.

    cheers
    paxson

  4. Nur mal so am Rande. Wäre der Arbeitsmarkt genau umgekehrt und Arbeitskräfte wären Mangelware, würdest Du noch ganz andere Bewerbungen betrachten müssen.

    Such mal als Personaler in einem Krankenhaus einen Arzt. Da geht ganz was anderes ab.

  5. Hmm, Arbeitskräfte SIND Mangelware. Seit Jahren kenn ich etliche Unternehmen, die für IT-Bezogene Stellen Leute suchen, aber einfach keine finden, die ansatzweise den Anforderungen genügen. Das war Jog hier beschreibt ist in keinster Weise eine temporär begrenzte Sache, die nur er erleben muss. Es wird zwar überall gemosert, wie wenige IT Stellen es gäbe, aber das ist schlichtweg falsch. Es gibt einfach keine Stellen mehr, auf die ein Profil reicht, was 99 noch gereicht hat. Heutzutage erwartet man von Programmiern z.b. das sie Programmieren können und nicht nur, dass sie direkt mit der Maus umgehen können.

  6. Da schreibt einer 100% ACK… also zu über mehr als 25% ACK komme ich nicht hinaus. Das ließt sich so als würdest du zum ersten Mal jemanden einstellen müssen.

    Mag ja sein, das man bei Aldi an der Kasse noch Fotos mitschickt, aber nach EU-Recht ist das schon seit einigen Jahren verboten und haben m.W. auch eigentlich nur Deutsche bisher gemacht. Versuch das mal in UK, da bekommste Minuspunkte, wenn du ein Bild mitschickst, weil das unter Beeinflussung läuft.

    Einen Anfall bekommen, wenn statt einem PDF alles in einzelnen Dateien ist? Normalerweise sind so All-In-PDFs ein NoGo. HR-Systeme großer Unternehmen ermöglichen sowas nicht mal, da sich teilweise mehrere Personaler einen Kandidaten vornehmen und da checken nicht immer alle beteiligten alle Unterlagen etc.

    Welchen Nutzen ziehst du aus einer Unterschrift (in blau?!?) als JPEG? Sie sagt ja eh nichts aus und ist auch rein juristisch nicht zu verwerten. Es sei denn du magst dir persönlich eine Sammlung von Sauklauen aufbauen.

    In einem Punkt muss ich dir allerdings sehr recht geben: Zeugnisse. Warum mir ein 35 jähriger Hochschulabsolvent bzw. Ausgebildeter Fachinformatiker immer noch seine Abiturzeugnisse (bzw. entsprechendes) schickt weiß ich auch nicht. Dessen Informationsgehalt tendiert stark gegen Null.
    Mag ja sein, das manche auf Grund einer Deutschnote auf deren Sorgfalt schließen. Aber hey, das ist meisten 10+ Jahre her. So ein Mensch verändert sich auch noch. Da sagt ein Anschreiben wesentlich mehr aus.

    Zugegeben ich habe etwas mit der Recruitment-Branche von Unternehmen mit eigenen Personalabteilungen zutun und sehe die Sache deswegen ein wenig anders. Aber was du hier so aufgeführt hast, klingt eher so nach »lässt sich sowas nicht auch automatisieren?« – kommt das hin?

  7. Pingback: Linkhub Woche 03-2010 - pehbehbeh

  8. Danke. Diesen Beitrag finde ich hilfreich und gut. Kommt in unsere FAQ.

  9. Pingback: wildbits — Trotz B werben

  10. Du suchst nen Nachfolger, gell. Zum Glück für die Bewerbenden. Den so einen rotzigen Ton, wie du da hinlegst. Da möchte ich dich nicht als Chef haben.

    Auch wenn mit vielem Recht hast, aber mit genauso vielem hast du auch Unrecht. Mein Gott…

  11. das gute an dem artikel ist doch, dass er etwas polarisiert und man sich einfach mal ein paar gedanken über die art und weise von bewerbungen machen sollte.
    ich glaub‘ in kaum einem anderen bereich wie IT, Web, etc. gibt’s – rein gefühlt – so viele quereinsteiger, die nix in dieser richtung ursprünglich gelernt haben.
    für diese branche sind die klassischen und ‚altbekannten‘ pflichten einer bewerbung somit häufig gar nicht 1 zu 1 anwendbar. projekterfahrung ist hier doch immer das a und o – egal, ob als grafiker, ui/ux experte, webdeveloper, softwareentwickler oder als projektleiter.

    digitale bewerbungen sind heute doch i.d.r. fast nur ein exaktes abbild der papiervariante. aus meiner sicht sind viele der alten bewerbungsparadigmen einfach nicht mehr zeitgemäß.

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