Wenn man als Blogger etwas positives über ein Produkt schreibt, so haftet diesem oft der schale Geschmack des Gekauften an. Ich wünschte, ich würde für diese Zeilen bezahlt werden.
Am Freitag habe ich gegen 14 Uhr einen Citroen C6 aus dem Citroen-Autohaus zwecks einer ausgiebigen Probefahrt abgeholt. Dem Verkäufer hatte ich wahrheitsgemäß gesagt, dass ich zum einen ein wenig auf der Bahn fahren wollte, zum anderen mit der Familien den üblichen Samstagseinkauf erledigen wollte.
Mir wurde ein schwarzer C6 in der Exclusiv-Ausstattung ( + Schiebedach ) mit der großen Diesel-Maschine ( V6 HDi 205 Biturbo FAP – 204 PS / 150 KW ) und 6-Gang-Automatik zur Verfügung gestellt. Nach dem Hinterlegen meiner Personalien ( Füherschein, Personalausweis wurden kopiert, Handynummer aufgenommen ) habe ich eine kleine Einweisung in die Besonderheiten des Fahrzeuges bekommen.
Citroen C6 – Aussen
Die DS ist kein Kleinwagen, der CX ist schon ein ziemliches Schiff, so kommt auch der C6 nicht gerade in bescheidenen Ausmassen daher. Die DS ist 4.874 m lang, der C6 legt da noch drei Zentimeter drauf – 4.908 m. Die DS hat eine Breite von 1.803m – der C6 ist mit 1.86 m nich sechs Zentimeter breiter. Diese sechs Zentimeter machen den Kohl nicht fett, gefühlt war es aber schon ein deutlicher Unterschied beim Rückwärts-Einparken in unsere Einfahrt. Design hat viel mit Geschmacksache zu tun.
Zwar wird sich kaum einer wehren können, zuzustimmen, dass die DS ein wunderschönes Auto ist, beim C6 darf man aber durchaus geteilter Meinung sein. Ich mag den C6. Durch den doch ziemlich langen Überhang vorne, macht der C6 keine filigranen, sondern eher einen bulligen Eindruck auf mich. Glänzen tut er auf jeden Fall mit seinem Heck. Die leicht ausstehenden Heckleuchten in Verbindung mit der nach innen geschwungenen Heckscheibe machen das Heck interessant und mE auch schön. Der generell eher geschwungene Aufbau lässt den C6 ein wenig wie ein Coupe aussehen.
Beim ersten Öffnen der Türen stellt man sogleich fest, dass Citroen – wie schon bei der DS – auf Scheibenrahmen verzichtet hat. Die Scheiben gleiten beim Öffnen der Tür ein kleines Stück nach unten, und beim Schliessen wieder nach oben, so dass die Scheibe immer optimal an der Dichtung anliegt. Zudem öffnen die sich sehr massiv anfühlenden Türen angenehm weit, das Einsteigen ist ein Vergnügen.
Citroen C6 – Ausstattungsvarianten
Citroen lässt einem beim Konfigurieren des Fahrzeugs nicht wirklich viel Wahl. Es gibt drei Ausstattungsvarianten – nackt (Grundpreis), Pallas (GP + 3.000 Euro ) und Exclusive (GP + 10.000 Euro ). Optinal wählen kann man eigentlich nur das Schiebedach und die Metallic-Lackierung ( AHK wird als Zubehör verkauft ). Will man die ganzen elektronischen und elektrischen Leckerli in seinem C6 haben, kommt man an der Exclusive-Ausgabe nicht vorbei.
Es werden auch nur drei verschiedene Motorisierungen angeboten. Ein Benziner, zwei Diesel, wobei der kleinere Diesel nicht mit Automatik ausgeliefert wird, der Große hingegen ausschliesslich mit Automatik.
Citroen C6 – Innen
Im Innenraum ist der Citroen-Fan vermutlich erstmal etwas enttäuscht. Der C6 verfügt über ganz normale Hebel – überhaupt wirkt der Innenraum sehr aufgeräumt und übersichtlich.
Das Gestühl – ok, die Sitzsessel haben nicht unbedingt den Sofa-Charakter wie in der DS, sind aber durchaus sehr bequem. In der von mir gefahrenen Exclusive-Ausstattung stellt man sämtliche Sitzgeschichten elektrisch über die Schalter in der Tür ein. Besonders angenehm finde ich die Möglichkeit, zwei Sitz-Profile speichern zu können. Wer sich mit einer zweiten Person ein Auto teilt, die nicht über eine ähnliche Anatomie verfügt, der weiss, wie nervig es ist, erst wieder den Sitz und die Spiegel auf das eigene Optimum einstellen zu müssen. Für mich ist das nicht nur Luxus – sondern eher ein Stück weit passive Sicherheit. Warum man das elektrisch höhenverstellbare Lenkrad, welches zum bequemen Ein- und Aussteigen lässig in die höchste Position fährt, ( nur bei Exclusive ) nicht mit in die Memory-Funktion aufgenommen hat, verstehe ich nicht.
Auffallend sind auch die netten Ablagemöglichkeiten. Statt einem plumpen Ablagefach in der Tür verfügt der C6 an allen vier Türen über neckische Fächer, deren Abdeckung man zu Öffnen nach unten schiebt. Perfekt für mich, denn so bleibt der ganze Müll ausserhalb des Blickfeldes. Nett und praktisch fand ich auch, dass man die Mittelarmlehne (in der ein kleines und ein großes Staufach untergebracht sind) ein wenig in der Höhe verstellen kann. Das Handschuhfach kann man locker mit einem ganzen Karton Handschuhe füllen – zudem fand sich darin eine Buchse mit 3 Chinch-Eingängen, über die man wohl einen Video-iPod anschliessen können müsste.
Dreht man nun den Zundschlüssel kommt leben in die ganzen Displays. Dort wo man vorzugsweise Rundinstrumente erwartet, findet sich beim C6 ein voll digitaler Tacho. Ich mag Rundinstrumenten, muss aber eingestehen, dass ich beim Fahren mich schnell an die digitale Anzeige gewöhnt habe. Ein technisches Gimmik ist das Head-Up-Display. Es werden einem ein paar Informationen in der Frontscheibe eingeblendet. Während das im Stadtverkehr eher nervt und ablenkt, fand ich das auf der Autobahn wirklich klasse, weil man wirklich seinen Blick auf der Strasse belassen kann.
Mittig befindet sich dann das Farbdisplay des Infotainment-Dings. Die Bedienung von Navi, Radio und Zeugs ist ok. Ich verstehe nicht, warum man nicht auch bei den fest im Auto installierten Systemen dazu übergeht Touchscreens zu verwenden. Zumindest als alternative Bedienform. Das Infortainment-Dings vom Exclusive verfügt wohl über eine Festplatte, auf die man MP3s von der CD übertragen kann oder auch Audio-CDs kopieren kann. Damit habe ich mich allerdings nicht näher beschäftigt.
Das Navigationssystem ist ok. Ich habe auf einem Weg parallel mein Becker mitlaufen lassen. Von der Geschwindigkeit nahm sich das nicht viel. Das Citroen-System hatte allerdings eine neuere Karte (zumindest für Bielefeld) und sagt zudem noch die Strassennamen mit an. Eher nervig fand ich allerdings, dass bei der Ansage von Navi-Instruktionen, die Musik leise gestellt wird. Das nervt doch ein wenig – vor allem in der Stadt, wo man dann doch immer wieder abbiegen muss. Für die Steuerung des Infotainment-Dings hat man während der Fahrt noch einen Schalter am Lenkrad über den man die meisten Sachen steuern kann.
Der Klang der Anlage hat mich nicht völlig überzeugt. Ich muss aber gestehen, dass ich mich mit dem ganzen Infotainment-Kram nicht näher beschäftigt habe. Sicherlich gibt es irgendwo noch Einstellungen mit dem man den Bass der beiden verbauten Subwoofer ( Exclusice Grundausstattung, bei den anderen Zuzahlung ) etwas knackiger einstellen kann. Meine Referenz-CD zum Testen von Audio-Hifi ist immer die gleiche: Run Dmc : Raising Hell. Den normalen Ansprüchen mag der Klang genügen, gerade bei dieser CD merkt man aber doch, wie gut der Bass kommt. Zum Fahren hatte ich mir dann eine bunte Mischung gebrannt und habe da kein Grund zum Klagen.
Beklagen würde ich eher den doch eher begrenzten Platz auf der Rücksitzbank. Man möge mich nicht falsch verstehen, man hat dort schon genug Platz als Erwachsener – auch für eine längere Fahrstrecke. Aber sowohl in der DS als auch im CX fühlt man sich auch in der zweite Reihe wie Gott in Frankreich, im C6 kam bei mir das Gefühl nicht so wirklich auf.
Citroen C6 – Innenstadt
220 Kilometer bin ich den CX gefahren – mit einem bunten Mix aus Stadt, Landstrasse und Autobahn. Bei der Einweisung hat mich der Verkäufer nochmals auf den langen Überstand des Vorwagens aufmerksam gemacht. Probefahrer bleiben wohl gerne mal mit der Schnauze irgendwo hängen. Ich hatte damit keine Probleme – möglicher Weise aber weil ich DS und CX fahre. Sonst ist der Wagen selbst für die Stadt recht handlich. Die Servolenkung macht selbst Rangieren in Parklücken zu einer unspektakulären Geschichte, der Park-Assistent ist aber durchaus hilfreich ( Sensoren vorne und hinten werden ausgelesen und auf dem Display sieht man, anhand von unterschiedlichen Balkenfarben, wie nah man zum nächsten Hindernis steht). Da der C6 schon relativ flach auf der Strasse liegt, kann man für Parkhäuser und ähnliches den Wagen citroen-üblich in zwei Stufen anheben. Dies geschieht heuer aber auf Knopfdruck.
Citroen C6 – Landstrasse
Auf der Landstrasse ist es gemütlich. Die Automatik springt recht gut an, aber gerade beim Überholen sollte man doch eher in diesen manuelle Modus wechseln und zurückschalten, um fix überholen zu können. In einem Bericht bei autobild.de sagt die Autorin sinngemäß, dass man mit dem C6 generell entspannter fährt. Das kann ich nur bestätigen. Überhole ich – oder nicht? Wieso sollte ich? Das Leben ist ein Fluss. Alles entspannt. Doch, man fährt wirklich innerlich entspannter mit einem C6. Und auch kommt auf der Landstrasse zum ersten Mal das echte Citroen-Schebe-Gefühl auf. Zwar schwebt man nicht so edel wie in der DS, aber dennoch merkt man recht fix den Unterschied zu der Federung eines anderen Autos. Schlaglöcher werden weggefedert. Bodenwellen nimmt man wenig wahr. Herrlich.
Citroen C6 – Autobahn
Der große Diesel ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h ausgewiesen. Um diese zu erreichen braucht man erstmal eine freie Autobahn. Ich fahre ja sonst eher langsamere Fahrzeuge, habe also kein Gefühl mehr dafür, die oft man denn in seinem Geschwindigkeitsrausch gebremst wird. So habe ich die 230 zwar ein Mal erreicht, aber das war auch bergab. Sonst ist man recht fix bei 200 und das ist auch eine Geschwindigkeit, die man recht stressfrei fahren kann. Die Windgeräuschen halten sich im Rahmen, beim Runterbremsen auf 120 wird irgendetwas laut – konnte nicht ausmachen was, hörte sich aber so an, als sollte das so klingen.
Der C6 ist sicherlich kein Rennwagen. Wer sowas will oder braucht, greift zu einem BMW oder Audi. Der C6 ist aber mE die perfekte Reiselimosine. Entspannt von A nach B, wobei die Entfernung dazwischen relativ egal ist. Ich konnte auf der linken Spur mehr als nur mitschwimmen. Das Fahrwerk hat zudem einen Sport-Modus. Da ist dann Schluss mit Schweben und Gemütlichkeit – dennoch empfiehlt sich der Modus, wenn man dauerhaft auf einer kurvigen Strecke den Wagen auf Spitzengeschwindigkeit bewegt.
Wie oben schon erwähnt, ist auf der Autobahn das Head-Up-Display wirklich eine gute Sache. Immer den Verkehr im Blick und ebenfalls die Geschwindigkeit und ( auf Wunsch ) andere relevante Informationen dort zu sehen, ist eine verdammt feine Sache.
Citroen C6 – Familientauglichkeit
Die Kindersitze liessen sich problemlos auf der Rücksitzbank anbringen – schade, dass es keine integrierten Kindersitze zu bestellen gibt. Die Kindersicherung für die hinteren Plätze lässt sich elektrisch an- und ausschlaten. Die Kinder sitzen komfortabel und können auch gut nach draussen gucken. In der Mitte unter der Rücksitzbank gibt es ein nettes Schuhkarton-großes Fach, in dem man Spielzeug verstauen kann.
Der Kofferraum des C6 ist tief, aber nicht hoch. Riesig ist der CX, der C6 nicht. Eine Bier-, eine Wasser- und eine Einkaufskiste passen locker rein. Und wenn man ein wenig clever packt, vermutlich noch mehr. Der Samstagseinkauf passt auf jeden Fall und wir hatten auch noch Luft. Den Kinderwagen muss man allerdings zu Hause lassen.
Der Nachwuchs 1.0 hasst es, wenn wir ein neues Auto kaufen ( und das alte abgeben ). Die Akzeptanz für den C6 war aber sofort da. Pappa, das Auto will ich haben! Hier muss ich aber auch ehrlicher Weise anfügen, dass der Nachwuchs nachhaltig davon beeindruckt war, einen eigene elektrischen Fensterheber zu haben.
Die Finanzministerin ist den C6 ebenfalls gefahren und mag das Auto auch.
Citroen C6 – mein Zwischenfazit
200 km sind nicht genug, um ein Auto wirklich beurteilen zu können. Aber Emotionen werden auch so freigesetzt. Ich habe mich verliebt! Ich will dieses Auto! Schweben wir in einem CX, aber mit dem Comfort eines Neuwagens – herrlich. Preislich ist der C6 kein Schnäppchen. Aber mit der kleineren Maschine und der Vollausstattung kann man ihn sich durchaus schön rechnen. Über Geschmack lässt sich streiten, mein Geschmack trifft der C6 auf jeden Fall und einen Audi A6 oder einen 5er BMW finde ich dagegen eher langweilig.
13. August 2007 um 14:37 Uhr
Photos gemacht?
14. August 2007 um 11:24 Uhr
Leider nicht. Am Freitag hat es erst geregnet wie verrückt und dann wollte ich ja ein paar Kilometer machen und dann war es zu dunkel und am Samstag war auch keine Zeit.
Ich hatte mir so gewünscht Bilder von dem C6 zusammen mit der DS zu machen, aber die hatte ich dort beim Händler gelassen und der war auch noch so freundlich, sie über Nacht in der Werkstatt zu parken.
14. August 2007 um 11:37 Uhr
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben, da da dadam.
14. August 2007 um 23:00 Uhr
Momentan eher eine Obsession … I could wait night and day Sigh your name when I pray In my heart night and day til you come my way
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3. November 2007 um 12:20 Uhr
Ich hoffe, es ist mir erlaubt, an dieser Stelle auf die kleine aber feine Online-Gemeinde der C6-Freunde aufmerksam zu machen.
14. März 2008 um 15:35 Uhr
Ich bin den C6 als Leihwagen jetzt 1000 km gefahren, auf allen Straßenarten. Als überzeugtem 750-Fahrer war das Auto, obwoul ich schon 2CV und ID 19 gefahren bin, zunächst fremd. Der harte, gewohnte Antritt des 7ers fehlte, aber wurde voll aufgewogen von einem herrlich entspannten Gefühl. Er ist nicht die Sänfte der ID und DS, aber er übernimmt das Fahren, ist immer bereit, ist elegant, sehr gut ausgestattet und vermittelt Vorfreude auf die nächste Fahrt.Jetzt sitze ich wieder im eigenen Auto und trauere der Lady etwas nach.
22. Juni 2011 um 17:01 Uhr
habe lange zeit gehadert,nach porsche,jaguar und 500sel mir den c6 zu kaufen………….fahre diesen jetzt aber doch seit 2 monaten, exclusiv-gebraucht-3jahre alt und 68000 km. ICH BIN SEHR ZUFRIEDEN !
Kofferraum könnte grösser sein,ist aber durch die rückklappbare sitzbank doch reichlich.auf den rücksitzen grosszügige platzverhältnisse, aber für 3 personen etwas eng..verbrauch bei 100 % stadt sind 11 liter verbraucht.lenkung sehr leichtgängig, bremsen greifen gut,OPTISCH (geschmackssache) ein LECKERBISSEN ! Es gibt keinen wagen der sooo über die strasse schwebt. wer will kann aber auch an der ampel so einiges stehenlassen, wenns denn sein muss ?! … ich kann mir vorstellen den c6 die nächsten 10 jahre zu fahren , da es wohl keinen nachfolger geben wird .