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Apocalypse now!

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Ich war heute in der Stadt. Bei Douglas.

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Wir waren in der Stadt, um für den Nachwuchs 2.0 Schuhe zu kaufen. Das Kind kann nämlich mittlerweile laufen, naja macht zumindest sichtbare Fortschritte. Also waren wir bei Görtz. Wir müssen ja alle sparen, darum gab es auch für die komplette Abteilung (Sport- und Kinderschuhe) genau eine Verkäuferin. Immerhin eine mehr als im Internet, aber dafür gehts da schneller. Naja. Der Nachwuchs hat jedenfalls ein paar Lernlaufschuhe (Jaja, ihr Kinderlosen, ihr könnt das Kinn wieder hochklappen – sowas gibt es und sowas ist auch wichtig. Also diesen Beitrag am besten gleich in der Rubrik Wenn-ich-mit-40-aus-Torschlusspanik-noch-ein-Kind-bekomme-sollte-ich-mich-an-folgendes-erinnern bookmarken) und ein paar Sandalen bekommen und flitzt damit jetzt deutlich schneller und sicherer durch die Gegend.

Dann meinte die Finanzministerin, dass bei Sinn & Leffers gerade alles um 50% runtergesetzt ist. Mein Tag bei der Arbeit war schon sowas von daneben – heute konnte mich echt nicht mehr aus der Fassung bringen. Also rein in den Tempel des Todes. Zudem hatte sie mich mit dem Schlagwort Dessous geködert – hey, wer kann da schon wiederstehen. Also sind wir ins Untergeschoss und ich durfte mir geschätzte 200 Frauen im Alter von 16 bis 81 ansehen, wie sie sich Unterwäsche ansehen. Weniger als 1 Minute stand die Finanzministerin wieder neben mir. Uhm. Verdammt, ich hatte nicht mal Material für einen echten Blog-Beitrag. Hatte weder die beiden flachbrüstigen Teenager beim Aussuchen eines Wonderbras beobachten können, noch weiss ich, was die nette Dame um die 60 im Tiger-Muster-Kleidchen sich ausgesucht hat. Egal. Die Finanzminister hatte keine Lust – alleine diese Tatsache wäre schon eine eigene Geschichte wert.

Gegenüber von Sinn & Leffers ist eine der beiden Bielefelder Douglas-Filialen. Genau, diese Dinger, wo die Schaufensterpuppen bedienen und duftgeschwängert mit dem arroganten Gesichtsausdruck einer Primaballerina durch das Ladengeschäft schweben. Läden, wie eben diesen, meide ich gerne. Das Problem ist nur, dass man mein After-Shave nicht im Supermarkt um die Ecke bekommt. Seit ich mich rasiere habe ich schon das eine oder andere Wässerchen ausprobiert, bin aber schliesslich an einer Marke hängen geblieben. Nicht zuletzt, weil die Finanzministerin immer so einen weichen Glanz in den Augen bekommt, wenn ich das Zeug auflege. Also so einen Glanz, bei dem man sofort versucht ist, doch noch mal über die Sinnhaftigkeit der Anschaffung einer Playstation 3 zu schwadronieren.

Also, atme ich noch ein letztes Mal frisch Luft ein und betrete dann den Tempel der schweren Gerüche. Wenn man Rauchen in Kneipen verbietet, um die dort Beschäftigten zu schützen, warum stehen die Gewerkschaften da nicht schon längst bei Parfümerien auf der Matte. Wenn ich einen ganzen Tag in diesem Gewirr von hochwertigen und verdammt teuren Wässerchen stehen (oder meinetwegen auch ebenso grazil schweben) würde, dann hätte ich nach spätestens einer Stunde starke Kopfschmerzen.

Mit dem panischen Ausdrucks eines Karnickels, was dem Fuchs bereits tief in die Augen schaut, checke ich den Laden und mache postwendend die 2 Regalmeter Herrendüfte in dem 500 qm großen Laden aus. Hier kommt jetzt der Haken. Mein Wässerchen aus dem Regal schnappen und zur Kasse hechten, um das abgezählte Geld auf den Tresen zu knallen, um dann fluchtartig das Geschäft zu verlassen funktioniert nicht. Mein Zeug haben die nie da. Das muss ich immer bestellen lassen. Ein schneller Blick ins Regal gibt mir recht. Also positioniere ich mich – ganz offensichtlich um Hilfe suchend – vor dem Regal und warte auf eins dieser Porzellan-Püppchen, die doch meist alsbald auf einen zuschweben. Dummerweise trage ich Noname-Jeans, ein lässiges Noname-T-shirt und meine Markenschuhe machen da auch nicht den großen Unterschied.

Es dauert eine kleine Weile bis ich verstehe, dass die braungebrannte, gutaussehende Surfer-Dude in Anzughose und Hemd zur Belegschaft gehört. Er schwebt auch nicht. Und geschminkt ist er auch nicht. Dem sollten sie mal ein Schildchen anpappen. Er hingegen erkennt mich auch nicht als hilfesuchenden Kunden, also sind wir quitt. Ich spreche ihn an. Er versteht meine Sprache. Heureka. Also schildere ich ihm kurz mein Problem. Natürlich kennt er mein Wässerchen auch nicht – davon bin ich auch nicht ausgegangen. Ich merke schon wie er mich abwimmeln will und benutze meine Zauberformel: Könnten Sie mir das bitte bestellen? Seine anfängliche Arroganz weicht seichter Angst, was ich erst nicht verstehe. Die Erklärung folgt prompt. Er muss jetzt den Computer bedienen.

Gut. Oder auch nicht. Zwar weiss er sich durch die seltsamen Masken zu klicken und findet sogar die richtige Bezeichnung meines Wässerchens, mit dem Output auf dem Schirm hingegen kann er nicht viel anfangen. Also zieht er von dannen, um nachzufragen und kommt mit einer schwebenden Lichtgestalt wieder. Diese ist älteren Baujahrs, woraus ich schliesse, das sie was zu sagen hat. Wir schildern ihr zusammen, was ich möchte und sie wirft einen erneuten Blick in den Computer – völlig angstfrei im übrigen – das ist die Hilfe, die ich brauche. Sie fischt auch eine andere Maske hervor, aus der hervorgeht, dass mein Wässerchen nicht so zu bestellen ist. Es wird wohl noch verkauft – aber sie kann es mir nicht bestellen. Ok. Neben der deutlich spürbar werdenden Atemnot macht sich Resignation bei mir breit. Da huscht ein Lächeln über ihr Gesicht und sie sagt Aber ich könnte es Ihnen über unseren Shop im Internet vielleicht bestellen …Bitte?

Ich meine Hallo? Ich bin in der Stadt! Ich ausnahmsweise dem Einzelhandel mal was Gutes tun! Was zu Hölle? Ich bedanke mich freundlich und erkläre ihr, dann ich das mit dem Internet auch alleine ganz gut hinbekomme und verlasse Douglas. Nach 2 Minuten kommt in meiner Luft das erste Mal wieder unparfümierte Luft an. Im Internet … ich fall tot um.

Was jetzt folgt ist klar und unausweichlich. Zu Saturn – ein paar CDs aus den Angebotsständern fischen und entspannen.

Reprise: Ich bin wieder zu Hause. Die Luft ist herrlich. Ich öffne mein Powerbook und begebe mich auf die Homepage der Online – Parfümerie Douglas mit dem ersten Suchwort finde ich mein Wässerchen unter den ersten zwei Suchtreffern. Leider aber nur als Toilettenwasser. Aber bei ebay bin ich eben fündig geworden. Schöne alte Welt – hast mir in letzter Zeit wirklich wenig zu bieten.

7 Kommentare

  1. Pingback: CD-Kaufrausch [powerbook_blog]

  2. nu bin ich aber neugierig – was bringt den Glanz in die Augen der Finanzministerinnen ?

  3. Jejeje. Na, mein frisch rasiertes, markantes, männliches Gesicht mit einem Hauch des angesprochenen Wässerchens. Aber … sollte es nicht viel eher in Deinem Interesse sein, herauszufinden, was Deinem Herzblatt einen Glanz in die Augen zaubert. Und merke: Eine Frau ist kein Objekt, Eigenschaften lassen nicht nicht durch clonen einfach vererben …

  4. Gottlob ist wenigstens Rauchen bei Douglas untersagt. Könnte sonst vermutlich auch spontan zu der ein oder anderen Verpuffung kommen.

  5. Das ist eben die Frage, ob das Rauchverbot so von Vorteil ist… 😉

  6. Pingback: Die Dufterei… « Das Leben ist (m)ein Ponyhof!

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