Während ich in Polen meine letzten Amtshandlungen für meinen ehemaligen Arbeitgeber erledigt habe und noch ein paar Tage Urlaub ohne die Familie drangehängt habe, hat die Finanzministerin das Projekt Hell’s Kitchen unermüdlich vorangetrieben.
Wir haben jetzt gut 4 Wochen ohne Badezimmer und Küche gelebt. Das ist nicht lustig. Das macht keinen Spass. Zudem kann man sich im Wohnzimmer kaum bewegen, da dort zum einen die Küche nebst Inhalten in Kartons gestapelt ist, zum anderen mussten wir die Fenster frei räumen, da wir ja auch eben neue Fenster bekommen sollten.
Kurz vor meiner Abfahrt nach Polen ging das ganze nochmal einen großen Schritt voran, da Markuso mit Gattin hier zwei Tage den Hammer geschwungen hat, und die beiden haben – ganz im Gegensatz zu mir – handwerkliches Geschick. So waren wir vor meinem Abflug zumindest soweit, dass die neuen Wände im Bad standen und auch Teile der alten Wände mit Ripis verschalt waren.
Als ich also in Polen damit beschäftigt war, aufzustehen, Kaffee zu trinken und die Sonne anzubeten, waren hier die Handwerker am machen und tun. Handwerker sind sicherlich ein ganz besonderes Volk. Zum einen haben sie das was sie tun, lang drauf – zum anderen scheinen sie das hin und wieder aber zu vergessen. So empfiehlt es sich doch immer, eine resolute Person damit zu beauftragen, die Handwerker stets daran zu erinnern, dass sie es lang drauf haben. Das hat die Finanzministerin mit Bravur erledigt.
So haben die Gas/Wasser-Jungs zwischenzeitlich die Dusch- und Badewanne eingelassen und den Warmwasserboiler im Keller montiert und verrohrt. Die Fensterfritzen haben nach und nach all unsere Fenster ersetzt, verlattet und abgedichtet. Und mein Schwager hat sich erbarmt das Fliesen im Bad zu übernehmen, was wohl ein richtig mieser Job ist, weil keine einzige Wand gerade ist ( was zum einen wohl an meinem handwerklichen Missgeschick liegt, dann aber auch an dem Umstand, dass 1900 gerade und Winkel noch Begriffe waren, die nicht ganz so deutsch umgesetzt wurden, wie man das heute im Allgemeinen erwartet ). Am Donnerstag wurde dann unsere IKEA-Küche geliefert und gestern habe ich damit begonnen diese aufzubauen.
Nun möchte der Leser vielleicht lächeln und sich denken Was für ein cleveres Kerlchen, dieser Jog. Verpisst sich, wenn es ums Wesentliche geht und kommt zurück, wenn es um die feinen Arbeiten geht. Falsch. Sicherlich ist es heute nicht mehr allzu wild, etwas von IKEA auch ohne Anleitung aufzubauen – obgleich ich – weise geworden durch das Alter und die Erfahrung – mittlerweile jede IKEA-Anleitung dreimal ansehe, bevor ich auch nur den Akkuschrauber in die Hand nehme. Allerdings gibt es ja in der Küche etwas, was sich Spüle nennt. An der Spüle befindet sich in der Regel so etwas wie ein Wasserhahn. Beides hat mich gestern abend so frustriert, dass ich nicht einmal mehr Lust hatte, in der neuen Dusche das erste Mal zu duschen ( nachdem ich vor zwei Tagen das ganze ordentlich mit Silikon angespritzt hatte und dieses olle Zeuge eben solange ohne Spritzwasserzufuhr braucht, um auszutrocknen).
Natürlich waren die Anschlussschläuche des Wasserhahns zu kurz. Aber ich habe es noch vor 20 Uhr zu Harnbach geschafft ( wo ich jetzt zum ersten Mal bargeldlos mit meiner nigelnagelneuen Hornbachkundenkarte zahlen konnte ) und zwei Verlängerungen besorgt. Ich hätte ja lieber einen Schlauch in der entsprechenden Länge (1m) bekommen, gab es aber nicht. Nun kommt zwar Wasser aus dem Wasserhahn, aber selbstredend auch aus der Schnittstelle zwischen Schlauch und Verlängerung und ich habe auch noch keine echte Idee, wie ich das abstellen kann.
Ähnlich erfreut bin ich über den Umstand, dass das Wasser aus dem Abwaschbecken zwar abläuft, dafür aber nicht nur die dafür vorgesehenen Rohre benutzt. Vielmehr ist die ganze Installation der Meinung, der Spülbeckenunterschrank wäre ein tolles Aquarium. Ich sehe das noch nicht ganz so, will aber nicht ganz ausschliessen, dass ich mich im weiteren Verlauf des Tages noch überreden lassen.
Ich baue wirklich gerne Schränke auf. Von IKEA. Das gibt mir ein kleines Hochgefühl. Du kannst es doch! kann ich mir sagen, wenn wieder so ein Schrank vor mir steht. Kinderspiel. Eben. Nicht ganz so einfach war jedoch die Bestückung des Hochschranks, der zukünftig unseren Kühlschrank beheimaten soll. Die ganze Welt der Küchenbauer verwendet wohl Einheitsmasse – die ganze Welt? Nein. Ein kleines Volk im Norden von Europa hat da andere Pläne. Sicherlich passt der Kühlschrank in den Schrank. Bloss eben nicht so wirklich in Verbindung mit der angedachten Schranktür. Diese ergänzt sich nämlich nicht – wie in unserem alten Schrank mit der Kühlschranktür, so dass das Ganze eine nette Einheit ergibt. Nein, nein. Im IKEA-Schrank kämpfen die beiden um jeden Milimeter. Die IKEA-Tür hat gewonnen. So dass der Kühlschrank sich missmutig ein Stückchen weiter hinten im Schrank gesetzt hat. Nicht weiter schlimm, Kompromisse sind gut – möchte man meinen. Aber irgendwie ist es dann doch nicht in meinem Sinne, wenn ich beide Türen einzeln öffnen muss.
Pfusch am Bau? Sicherlich. Überall! Auch hierfür werden wir eine Lösung finden.
Letztendlich geht es aber voran. Langsam aber beständig. Wir können wieder duschen. Wir haben warmes und kaltes – fliessendes (!) Wasser in Bad und Küche. Das ist – nach all der Zeit – eine Form von Luxus, die
man wieder zu schätzen weiss! Wenn mich jemand fragen sollte, was ich anders machen würde, habe ich Antworten! Verkaufe eine Lunge und eine Niere – davon hast Du eh genug. Und von dem Geld, lass den ganzen Kram einfach von jemanden machen, der sich damit auskennt. In der Zwischenzeit fahre in den Urlaub. Guter Plan!
Heute werde ich die zweite Seite der Küche aufbauen. Kinderspiel. Denke ich. Aber ich kenne schon meine heutige Hürde namens Oberschränke!
6. August 2006 um 11:36 Uhr
Harnbach! Hihihi!
Viel Glück mit den Brettern, die den Schrank bedeuten!
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