Kaninchen züchten in Australien, Sexorgien in Utah, Integrationsbeauftragter in Guantanamo – für Dich alles ein alter Hut! Du hast die Welt gesehen, Du kennst Dich aus – was soll Dich noch überraschen?
Nahe der schönen Friedensstadt Osnabrück gibt es ein kleines Nest namens Wissingen. Kleines Nest? Mitnichten, verfügt Wissingen doch über einen eigenen Bahnhof. Und nicht nur das! Der Bahnhof von Wissingen verfügt über eine Wartehalle! Na und? Jaja, ich verstehe schon. Dies ist wohl eine der wenigen Wartehallen, die ihren Namen zu Recht trägt. Man muss dort nämlich warten. Man darf nicht einfach so auf den Bahnsteig. Nein. Man hat in der Wartehalle zu warten bis der Bahnhofsvorsteher seine Durchsage macht, die im übrigen über eine Sprachqualität verfügt, die sich hinter keiner McDonald-Drive-Through-Gegensprechanlage verstecken muss. Erst dann betätigt er den Türsummer und man darf durch ein Gatter auf den entsprechenden (Nun ja, es hat wohl auch nur zwei, die genutzt werden) Bahnsteig treten.
Halle im eigentlichen Sinn ist auch mächtig übertrieben. Mal von dem Gatter abgesehen hat das Ganze eher Bushaltestellenhäuschencharakter.

Im Übrigen liegt neben dem Bahnhof zu Wissigen auch gleich der dazugehörige Bahnübergang. In meiner alten Heimat haben die in den 80igern begonnen auch wirklich jeden noch so unbedeutenden Bahnübergang durch eine Über- oder Unterführung zu ersetzen. Herrliche Betonwüsten mit Badeanstaltcharakter in den Unterführungen nach heftigen Regenfälle. An Wissingen ist dieser Trend vorübergegangen. Hier hat man noch Schranken. Und nicht nur das. Auch die ordentlichen Kuhglocken bimmeln akkurat, wenn sich die Schranke senkt. Und ist die Schranke erstmal unten, dann – so scheinen die Wissinger bereits aus langjähriger Erfahrung zu wissen – empfiehlt es sich durchaus, den Motor abzustellen, denn es kann auch mal 10 Minuten dauern, bis sie sich wieder öffnet. Natürlich nur, um dann wieder 10 Minuten gesenkt zu werden.
Wissingen – wenn Du sonst schon alles gesehen hast …