9 Tage habe ich mein Schiff jetzt und habe die ersten 1.000 km hinter mir, mittlerweile auch eine ganze Tankfüllung verfahren. Zeit für ein kleines Fazit.
Da ich ja nun die letzten 2.5 Jahre meinen Mercedes 190 D gleichen Baujahrs gefahren bin, bietet sich hier und da ein Vergleich an.
Fahrvergnügen
Auf der Überführungsfahrt von Hamburg nach Bielefeld musste ich mich zunächst an die besondere Funktion von Lenkung und Bremse gewöhnen. Beide Systeme werden über die Hydropneumatik mitgesteuert. Gerade das Bremsen erfordert viel Gefühl. Im Gegensatz zu anderen Autos gibt es keinen Pedalweg, sondern nur einen Druckpunkt und eben dieser will wohl dosiert angesprochen werden.
Die Lenkung ist dann noch ein Thema für sich. Zum einen hat sie die Besonderheit, dass sie sich automatisch wieder gerade stellt. Schlägt man also beispielsweise das Lenkrad im Stand voll ein und lässt es dann los, so dreht es sich automatisch zurück. Während des Fahrens kann man den CX dann locker mit 2 Fingern durch die Gegend manövrieren.
Bedingt durch den langen Radstand des Breaks von immerhin 3.10 m fällt der Wendekreis entsprechend gross aus. So muss ich mich noch daran gewöhnen, dass ich an Stellen, wo ich mit dem Mercedes locker wenden konnte, jetzt erst einmal zurücksetzen muss.
Auf der Autobahn bin ich dann locker mit 160 unterwegs gewesen. In einer neuen E-Klasse fährt man sicherlich ruhiger, aber im Vergleich zum Mercedes ist es geradezu ein flüsterleises Dahingleiten, zudem der 190 gerade mal mit AchundKrach die 160 erreicht hat. Hier machen sich dann schon die 120 PS positiv bemerkbar.
Auch in der Beschleunigung ist der CX – entgegen seinem doch recht wuchtigen Äußeren – recht flott. Wobei ich es mir noch verkneifen kann, mit quietschenden Reifen von der Ampel los zu sprinten. Verbrauchsoptimierte Fahrweise ist angesagt. So habe ich mit der ersten Tankfüllung (der Tank fasst 68l) durchschnittlich 7.86l/100 km verbraucht – im Gegensatz zu meist unter 7l beim Mercedes (wobei ich hier noch anfügen muss, dass ich mit dem CX auf der Autobahn schon etwas flotter gefahren bin). Ich denke, aber das ich das noch optimieren kann, u.a. durch den Einsatz von Schnellglühkerzen, momentan muss ich vorm Starten immer eine ganze Weile warten (gefühlte 10 Sekunden), den 190 konnte ich idR nach drei Sekunden warten starten.
Fahrkomfort
In den ersten beiden Gängen ist der CX spürbar lauter als der Daimler. Dies verschiebt sich allerdings mit steigender Geschwindigkeit.
Die berühmt, berüchtigte Federung des CX funktioniert hingegen hervorragend. Etwas blauäugig hatte ich zunächst die Erwartungshaltung, dass man nun gar keine Fahrbahnunebenheiten mehr spürt. Dies ist aber nicht so, obgleich die Federung schon eine ganze Menge wegsteckt und im Vergleich zu anderen Autos ist dies auch spürbar.
Gewöhnungsbedürftig sind auch die Schaltelemente des CX. Man hat keine Hebelchen, sondern Schalter, die sich aber nach der Eingewöhnungsphase hervorragend bedienen lassen. Allerdings muss ich an dieser auch eine Lanze für den Daimler brechen – das Ein-Hebel-Konzept finde ich nach wie vor genial.
Unendliche Weiten, so lässt sich der Innenraum trefflich beschreiben. Sowohl Front- als auch Fondpassagiere haben wirklich ausreichend Platz. Hinten sitzt man (also ich hatte noch nicht das Vergnügen, dies wurde mir aber von Mitfahrern zugetragen) etwas erhöht und hat einen guten Überblick.
Der Nachwuchs verhält sich im neuen Auto verdächtig still, ein kontrollierender Blick in den Rückspiegel zeigt aber nur ein gebannt nach draussen schauendes Kind. Damit kann ich hervorragend leben.
Unangenehm fallen die Windgeräusche bei der Fahrt mit geöffneten Vorderfenster auf. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen, das Pfeifen ist wirklich (zumindest momentan noch) störend.
Persönlicher Luxus
Während der Mercedes mit einer zugelassenen Anhängelast von 1.2t nur bedingt als Zugfahrzeug zu gebrauchen war, so darf der CX ganze 1.8t ziehen, so kann ich zukünftig auch meine anderen Autos bequem auf einem Trailer hinter mir herziehen.
Ein kaufentscheidener Grund für eben diesen (meinen) CX war die vorhandene Lederausstattung. Den Break gab es meines Wissens nie mit Leder, meine Vordersitze sich aus einer Limousine, die Rückbank ist eine Einzelanfertigung. Trotz fehlender Sitzheizung und der Erwartung heisser Sitze im Sommer, ich mag Leder. Nachdem ich die Sitze jetzt auch gesäubert und gefettet habe, riecht der Innenraum sehr angenehm.
Elektrische Fensterheber halte ich eigentlich für überflüssigen Luxus. Jetzt, da der CX mit eben solchen an alle vier Fenstern ausgestattet ist, ist das aber sehr angenehm und ich möchte es auch nicht mehr missen. Besonders praktisch ist es, dass die Fensterheber für die hinteren Fenster am Ende der Mittelkonsole angebracht sind, so dass der Nachwuchs da nicht drankommt, ich hingegen schon.
Der Daimler hatte auch schon ein manuelles Stahlschiebedach, der CX nun ein elektrisches Webasto-Glasdach. Der Ausschnitt jetzt ist etwas kleiner und die Windgeräusche deutlich höher (zudem ist es noch undicht, was ich aber in den kommenden Wochen gerne abstellen möchte).
Preis-Leistungsverhältnis
Der CX ist im Unterhalt einfach teurer. Der Motor hat 500 ccm mehr Hubraum und keinen OXI-Kat, wie der Mercedes. Da freut sich Herr Eichel, nicht jedoch unsere Haushaltskasse. Hinzu kommt noch, dass der CX bei den Versicherungen in einer höheren Schadensklasse (22; Daimler 21) eingeordnet ist. Das macht den Kohl zwar auch nicht fett, soll hier aber erwähnt werden. Zudem wird der Verbrauch im Jahresschnitt vermutlich auch höher liegen als beim Mercedes, was bei einer Jahresfahrleistung von ca. 30.000 km auch nicht unerheblich ist.
Demgegenüber steht ein deutlich besseres Raumangebot (im 190 kann man einem Erwachsenen nicht wirklich zumuten eine längere Strecke auf der Rücksitzbank zu verbringen), eine deutlich höhere Reisegeschwindigkeit und ein spürbarer Komfortgewinn.
Mein Fazit
9 Tage sind keine lange Zeit, 1.000 km für meine Verhältnisse auch noch keine lange Strecke. Bislang bin ich aber vollkommen zufrieden mit dem CX und bereue den Kauf überhaupt nicht.