Wenn man sich über einen längeren Zeitraum auf das Erscheinen von einem Programm freut, von erhaschten Screenshots und Videos mehr als angetan ist, dann hat man durchaus eine hohe Erwartungshaltung. 
In der Vergangenheit ist das bei mir bei zwei Programmen bereits aufgetreten. Pulp Fictionk – angekündigt als die Revolution unter den NewsFeedReadern – war mE eher ein laues Lüftchen, bei meiner Feedburner-Statistik sind zumindest keine PulpFiction-User auszumachen. Textmate sollte als der Texteditor schlichtweg einschlagen, zugegeben, ich finde die Software gar nicht schlecht, aber gekauft habe ich ihn dann doch nicht.
Jetzt habe ich endlich Zugriff auf das von mir heiss ersehnte Delicious Library (MacUpdate). Bei dem ersten Kurztest direkt nach dem herunterladen war ich eigentlich ganz angetan. Gestern abend habe ich dann noch einmal genauer geschaut.
Um es auf den Punkt zu bringen – meine Erwartungen sind nicht erfüllt worden. Das Programm ist nett – ohne Zweifel. Aber auf mich macht es nicht wirklich den Eindruck einer Version 1.0 im Wert von US$ 40. Jetzt habe ich die Möglichkeit mir das Ganze schön zu reden oder meinen Frust rauszulassen.
Mehrere Leute haben sich die Software schon angesehen und sind zu unterschiedlichen Meinungen gekommen: fscklog, arstechnica.com,  Dobschat,  metamac,  Quarter Life Crisis und  andere. Hier ist nun meine 
Natürlich will ich die Software nicht einfach so haben, weil sie schick aussieht. Vielmehr habe ich eine recht stattliche CD- und DVD-Sammlung (mal abgesehen von den Comics und Büchern, deren Erfassung – selbst mit Barcode-Scanning – mir einfach zu aufwendig wäre).
Die Anforderungen
Gerade bei dem grottenschlechten Fernsehprogramm habe ich immer öfter die Eingebung Lass uns doch mal eine DVD gucken. Schön und gut – bloss welche. Dies DVDs stehen natürlich platzsparend im Regal – gelten sie doch nicht unbedingt als Aushängeschild eines Möchtegern-Intellektuellen. Also knie ich mich vor das Regal und das Auswahlverfahren beginnt. In der Regel werden dann die Titel nacheinander vorgelesen und potentielle Kandidaten auf einen Stapel vor dem Regal gelegt. Im Ausschussverfahren wird dieser Stapel dann immer kleiner. Wenn dann nur noch 2 .. 3 DVD da liegen, ist meist die Lust am Filmgenuss verflogen. Suboptimal! Die Ideallösung wäre doch, man schnappt sich eben das Powerbook, gibt ein paar Kriterien ein und schwupps muss man sich nur noch eben zwischen 2 .. 3 Filmen entscheiden.
Ein zweites Anwendungsgebiet ist die Verwaltung der CDs. Ich bin geizig und meine CD-Sammlung eine Art Heiligtum – verleihen tue ich nur sehr ungern. Diese von DL angebotene Funktion brauche ich weniger. Aber es soll tatsächlich Personen in unserem Haushalt geben, die nicht den kompletten Überblick über die Sammlung habe – die gar mit meiner Art der Sortierung nicht klarkommen (Dabei ist diese mehr als logisch: ein Block HipHop, ein Block Deutsch, ein Block Soundtracks, ein Block Singels – alles andere auch ein Block [Sampler liegen in einer Grabbelkiste und gehören nicht offiziell zur Sammlung] – die Blöcke jeweils alphabetisch sortiert – logisch, oder?). Da wäre es doch schon nett, die Sammlung so entsprechend abzubilden. Andere Personen könnten sich das Sortier-Prinzip zum einen verdeutlichen, zum anderen ein wenig mehr über die einzelnen CDs erfahren – optimaler Weise auch via iTunes in die CD reinhören.
Die erste Start
Nach dem ersten Start konnte ich nicht anders, da rutschte mir doch ein gehauchtes Ahhhhüber die Lippen. Das Ding sehr mE wirklich schick aus! Kann ich nicht anders sagen. Allerdings merkt man schon nach ein paar Mausklicks, dass dies scheinbar auf Kosten der Programm-Performance realisiert wurde. Dabei kann ich nicht einmal ein echtes Beispiel geben, was langsam war – vielmehr habe ich subjektiv das Gefühl, dass Programm ist langsam. 
Und wir reden jetzt nicht über die Performance einer eingepflegten Sammlung von mehreren hundert Objekten, sondern um gerade mal 5 Test-Einträge. Hier kommt auch schon der erste Haken der Testversion – man kann gerade mal 25 Objekte einpflegen. Warum Haken? Naja, wenn sich das Programm bei 25 Objekten schon langsam bedienen lässt, wie sieht das aus, wenn 1.000 CDs, 1.000 Bücher und 300 DVDs (nein, liebe potentielle Einbrecher, meine Sammlung ist erheblich bescheidener ) eingepflegt sind?
Ich muss auch gestehen, dass mir hier die SHAREWARE-Limitierung von ecto oder NetNewsWire wesentlich besser gefällt, wo man einen bestimmten Zeitraum hat, die Software uneingeschränkt zu nutzen. Wie soll ich etwas testen, wenn einige Features einfach nicht freigeschaltet sind und ich mir deren Funktion auch nicht anders erschliessen kann?
Das Handling

Also das Programm ist geöffnet und das Regal (endlich mal eins, was nicht zustaubt) blitzt noch jungfräulich. Automatisch führe ich einen Rechtsklick im Regal auf, in Erwartung eines Kontextmenüs. Pustekuchen! Also klicke ich brav und artig auf das Pluszeichen. Im Regal platziert sich eine Papphülle und in der rechten Fensterhälfte werden mir jetzt 3 Erfassungsmöglichkeiten angeboten (hätte ich eine iSight, so wären es vermutlich vier).
Die erste Möglichkeit lässt mich nach Title und Creator bei Amazon.de (irgendwie scheinen einige Versionen nur die Suche bei Amazon.com zu unterstützen – fraglich, warum die Entwickler nicht gleich das Prinzip von Sofa übernommen haben, wo man zwischen den unterschiedlichen Amazon-Shops wählen kann. Apropos Amazon. Hier und da habe ich gelesen, dass man enttäuscht ist, dass nur bei Amazon gesucht werden kann. Ich finde das weniger dramatisch. Gerade beim Rippen meiner CDs habe ich eigentlich für fast alle CDs das passende Cover dort gefunden. Aber sicherlich wäre eine größere Vielfalt an Quellen wünschenswert.) suchen, bei der zweiten kann man den Blabla-Code eingeben (also dass was man unter dem Bar-Code an Zahlen stehen hat), die dritten Möglichkeit bietet dann eine komplett – manuelle Eingabe.
Bei der Suche nach Title war ich zunächst sehr irritiert dass mir dort teilweise Bücher ausgegeben wurden. Da scheint die Implementierung von Amazon noch suboptimal zu sein. Wird ein entsprechendes Suchergebnis angezeigt, so kann man den entsprechenden Titel in das Regal befördern. Etwas umständlich ist dabei, dass man wirklich nur ein (1!) Objekt übernommen werden kann. Sucht man als nach Dinosaur jr. und erhält als Ergebnis deren CDs (die man natürlich selbstverständlcih alle in seiner Sammlung hat!) so kann man trotzdem nur eine CD aus der Suche einfügen. Allerdings gibt es einen Workaround. Hat man jetzt eine CD eines bestimmten Interpreten importiert, 
so kann man im rechten Bereich unten die Schaltfläche similar betätigen und idR erscheinen dort die restlichen Produkte der Interpreten. Trotzdem umständlich. Ein paar Checkboxen oder eine Drag-n-Drop-Funktionalitätan dieser Stelle hätten nicht geschadet. Zudem man lustiger Weise die CDs aus der Similar-Anzeige per Drag-n-Drop ins Regal bewegen kann. Völlig lästig sind hingegen die von iTunes/iTMS angelehnten Pfeile, die einen ständig auf die Amazon-Seite lenken. Hier fragt man sich schon, warum man US$ 40 zahlen muss und nicht Amazon wenigstens über die Hälfte des Preises bezahlt.
Was ich auch nicht stringent finde – wo doch manche schon loben, DL würde sich wie eine echte iApple-Anwendung verhalten – dass man Objekte nicht einfach in den Papierkorb ziehen kann. Entweder erfolgt das umständlich über den Knopf am unteren Fensterende oder über [entfernen]. Hier fehlt mir allerdings ein Kontrolldialog, ob man wirklich gerne löschen möchte, weil man auf diese Taste ja auch mal so schnell kommen kann (wer Nachwuchs hat, versteht mich Und was passiert wenn ich auf diese Taste drücke, Pappa?).
Richtig enttäuscht bin ich aber von der linken Seite des Programm-Fensters. Warum gibt es denn bitte nur EIN Musik-Regal (und meine Platten?), nur EIN Buch-Regal (und meine Comics?) und nur EIN Film-Regal (und der Kasten mit den VHS-Kasetten im Keller?). Zwar kann man sich verschiedene Regale anlegen und dort die entsprechenden Objekte hineinziehen. Das finde ich aber eher störend (aber im Prinzip folgt das ja der Apple-Philosophie – warum sollst Du ein eigenes Ordnungssystem haben, wenn wir doch ein viel besseres haben … ). Zudem sind diese Regale nicht einmal an den iTunes-Smart-Playlists angelehnt, sondern einfach nur Container. Also nichts von wegen alle Filme mit John Cusack von vor 1990, die ich noch nicht gesehen habe.
Irgendwie habe ich es gestern nachmittag auch geschafft, die Spiele-Bibliothek zu löschen. Jetzt weiss ich allerdings weder wie ich das geschafft habe, noch, wie ich sie wieder herstellen kann. Sehr seltsam. Das wäre ja ein Blick in die Hilfe wert. Hilfe? Fehlanzeige! Gibt es nicht! Gerade mal eine FAQ, die aber auch eher so aussieht wie eine Fragen, die uns noch niemand gestellt hat, die wir aber gerne beantworten!
Was die Programmsuche wirklich leistet kann ich mit den paar Eingabe-Objekten nicht wirklich testen, allerdings scheint sie auch die Titelnamen der CDs mit zu durchstöbern. Die Notizen, die man sich unter My Info zu dem Objekt macht, scheinen jedenfalls nicht berücksichtigt zu werden, was ich auch wieder ganz schön schwach finde. Überhaupt ist der ganze My Info Bereich für meinen Geschmack sehr lieblos dahin geklatscht. Sicherlich ist es nicht eine Menge Informationen von Amazon direkt zu übernehmen, aber es ist doch MEINE Sammlung, in der ICH mich zurechtfinden soll.
An diesem Punkt kommt auch eine Sache zum tragen, die ich nicht wirklich Abschätzen kann, weil ich mangels Vollversion nicht sehen kann, was sich hinter der iPod-Syncronisation verbirgt. Warum auch iPod – warum nicht iTunes, dass doch jeder Mac-Benutzer parat hat. Da soll ich der CD ein Rating verpassen. Aber Manno, wozu rate ich denn all meine Songs in iTunes. Wie genial wäre es denn einen Durchschnitt pro CD aus iTunes einzulesen? Und noch viel quälender diese Frage: Warum kann ich nicht all meine CDs aus iTunes importieren? Habe ich jetzt tagelang dagesessen und die Bildern nachgepflegt, nur damit ich jetzt das Ganze noch einmal für DL wiederholen darf? Selbst wenn ich eine iSight hätte – NIEMALS! Da hört der Spass dann doch auf.
Das Fazit
Damit bin ich auch (endlich) bei meinem Fazit. DL ist nett! DL ist schick! DL ist BETA! Das Programm hat nette Ansätze, ich mag das Programm, aber an vielen Stellen hakt es doch noch gewaltig. Zudem – ohne eine vernünftige Integration von iTunes finde ich (für mich persönlich) das Programm nutzlos. 
Dazu kommt noch der recht saftige Preis von US$ 40. Für US$ 10 würde ich sofort kaufen und mit den Schwächen leben. Für US$ 20 würde ich kaufen, wenn die deutsche Sprachversion kommt, aber US$ 40 müsste schon einiges von dem Kritisierten erheblich optimiert werden. Zudem habe ich irgendwie im Gefühl, dass man bei der Software pro Upgrade wieder saftig zahlen darf. Da warte ich doch lieber.
Schade! Schon wieder Konsumfrust!
										
					
			
9. November 2004 um 16:48 Uhr
nachtrag *hüstel* die einzelenen bibliotheken (book, games, music) kann man in den prefernces ein und ausschalten.
der iPod-sync dient dazu, die Datei gesammelt auf dem iPod mitführen zu können – damit man eben sieht – was man schon hat und nicht doppelt kauft.
11. November 2004 um 22:11 Uhr
Konsumfrust adé Hallo Jog,
es sollte jetzt besser laufen mit Delicios Library. Sie haben bereits ein Update herausgebracht, bei dem man die Amazon-Seite für den Download festlegen kann.
Schau mal bei http://www.blogbaer.de
Gallagher